Mittwoch, 27. August 2025

27.08.2025
Champions League - Play-off
SL Benfica - Fenerbahce SK 1:0
Estádio da Luz (Lissabon)
64.323 Zuschauer (800 Gäste)

Nach sieben Jahren kehrte ich endlich wieder einmal nach Lissabon zurück. Fünf volle Tage verbrachte ich hier und brachte es dabei laut meiner App auf 149.805 Schritte zu Fuß. Auf meiner Nostalgie-Tour durch die Straßen der portugiesischen Hauptstadt spielte der Fußball nur eine untergeordnete Rolle. Aber dass hier das Play-off-Rückspiel zur Champions League stattfand, das bekam ich dann schon mit. Nach einem 0:0 im Hinspiel sollte Benfica mittwochabends Fenerbahce aus Istanbul empfangen, die mit Trainer José Mourinho und voller Hoffnung angereist waren.

Das Spiel war natürlich restlos ausverkauft, einen freien Ticketverkauf hatte es nie gegeben. Ich war bisher sechs Mal im Estádio da Luz und musste es daher nicht um jeden Preis an diesem Abend ins Stadion schaffen. Kein Problem, wenn es nicht klappen sollte. Also fuhr ich auch nicht acht Stunden vor dem Anpfiff zum Stadion, sondern lediglich eine. Ganz gemütlich ging ich zum geöffneten Ticketschalter und fragte nach einer Karte. Sofort bekam ich ein Ticket für 95 € direkt hinter Mourinho und seiner Bank angeboten.

Nach kurzer Diskussion stellte sich heraus, dass es auch noch eine Karte für 70 € gab. Das war zwar immer noch viel zu teuer, aber wenn die Alternative 95 € kostet, kommt einem das plötzlich wie ein Schnäppchen vor. Und wenn man neben sich Zehntausende voller Vorfreude zum Stadion pilgern sieht, dann geht man auch nicht zurück. Man will nicht der einzige sein, der dieses Spiel nicht sieht. Also prüfte ich rund ums Stadion noch andere Optionen und als sich keine auftat, schlug ich zu. Der Platz gefiel mir dann auch besser als der hinter Mourinho.

Mit einer Bifana in der Hand genoss ich die Abendstimmung und nahm die steigende Nervosität der Benfica-Anhänger zur Kenntnis. Die waren alle im Tunnel. Auf dem Rasen lief es aber gleich gut für die Rot-Weißen. Ein Tor wurde zwar vom Videoschiedsrichter zurückgenommen, aber das nächste zählte. Die Stimmung war längst nicht durchgehend großartig, aber punktuell, wenn das ganze Stadion mit einstieg, war es immer wieder extrem laut. Plötzlich hüpften locker 50.000 Menschen und rasteten aus und dann war es wieder fünf Minuten recht ruhig.

Fenerbahce blieb ziemlich blass. Das galt auf dem Rasen, aber auch auf den Rängen. Die Anzahl der mitgereisten Fans war völlig in Ordnung, aber sie waren von meinem Standort kaum zu hören, obwohl Benfica seine Pausen einlegte. In der 2. Halbzeit ließ Benfica nichts anbrennen. Ein 1:0 glanzlos über die Bühne bringen, das können sie wirklich immer gut. Schade für den neutralen Zuschauer - mehr Spektakel wäre möglich gewesen! Doch somit scheiterte Fenerbahce an der Champions League Qualifikation und Mourinho war zwei Tage später seinen Job los.

Montag, 25. August 2025

25.08.2025
1. Liga (E)
FC Sevilla - FC Getafe 1:2
Estadio Ramon Sanchez Pizjuan (Sevilla)
36.697 Zuschauer (105 Gäste)

Das Wochenende war vorbei, doch Fußball gespielt wurde trotzdem. Am Montagabend um 21:30 Uhr wurde in der 1. Liga angestoßen. Eine furchtbare Terminierung für alle Fans, aber gut für mich, denn diese Partie passte perfekt in den Plan. Mittags erreichte ich Sevilla, hatte noch stundenlang Zeit, um die Stadt zu erkunden und abends ging es dann wieder ins Stadion. Mittlerweile den vierten Abend in Folge, man könnte sich dran gewöhnen. Und der Vergleich zu Malaga am Vorabend bot sich an: Wieder wählte ich einen Platz hinter dem Tor und gegenüber der Heimkurve. 

In Sevilla war alles ein bisschen größer, wichtiger, lauter - und teurer als in Malaga. Für 48 Euro ging es heute ins Stadion. Damit war das Spiel teurer als mein 2 Sterne-Hotel in der Altstadt - was für ein merkwürdiges Ungleichgewicht! Der 48-Euro-Sitzplatz war der günstigste, den ich aber tatsächlich gar nicht schlecht fand. Wenn man im Oberrang sitzt, hat man auch hinter dem Tor einen sehr guten Überblick und kann beide Fankurven sehen. Da gibt es andere Plätze auf den Geraden, die noch teurer sind, die ich aber nicht haben wollen würde. 

Die Heimfans protestierten mit einer Fahne gegen Spiele unter der Woche. Am selben Abend fand noch ein weiteres Montagsspiel in Bilbao statt und weil das nicht genug ist, gab es auch noch ein Mittwochsspiel. Leider ist die Fußballkultur in Spanien wirklich in einem bedauernswerten Zustand. Der Blick in den Gästeblock sprach dann auch Bände: Handgezählte 105 Getafe-Fans saßen schweigend im Block, rasteten aber nach den Toren und nach dem Abpfiff jeweils richtig aus. Ansonsten hätten sie gegen die Heimkurve keine Chance gehabt und das sahen sie selbst wohl auch so.

Der FC Sevilla hatte sein erstes Saisonspiel verloren und stand unter Druck, um nicht den Start in die neue Spielzeit zu verpatzen. Genau das passierte aber. Man hatte den Ball, aber wusste nichts damit anzufangen, spielte Fehlpässe, verlor Zweikämpfe und plötzlich stand es 0:1. Ein Eigentor brachte in der 45. Minute den Ausgleich und verhinderte ein gellendes Pfeifkonzert der unzufriedenen Zuschauer schon zur Pause. Als nach dem Seitenwechsel jedoch direkt das 1:2 fiel, konnten viele nicht mehr an sich halten und ließen ihren Emotionen freien Lauf.

Sevilla fiel einfach nichts ein und so endete das Spiel mit einem Auswärtssieg für Getafe. Schon vor dem Abpfiff hatten viele Zuschauer das Stadion verlassen. Diese spanische Gewohnheit des Zuspätkommens und Zufrühgehens ist angesichts der Preise auch ein Wahnsinn. Die Gäste feierten noch ausgiebig den Auswärtssieg, aber es war fast niemand mehr da, der es hörte. Ich verließ dann auch irgendwann das Stadion und drehte noch ein paar Runden durch das nächtliche Sevilla. Es war schön, aber für dieses Jahr auch erstmal genug Spanien.

Sonntag, 24. August 2025

24.08.2025
2. Liga (E)
FC Malaga - Real Sociedad B 1:0
Estadio La Rosaleda (Malaga)
25.075 Zuschauer

Das Zweitligaspiel in Malaga wurde am Sonntagabend um 21:30 Uhr angepfiffen. Da hätte man doch nachmittags schon ein Spiel sehen können, oder etwa nicht? Leider nicht, denn tatsächlich wird in Südspanien bei heißen Temperaturen im August sehr konsequent ausschließlich abends Fußball gespielt. Na gut, ganz so schlimm war das nicht, dass ich den dritten Abend in Folge beim Fußball verbrachte, denn so konnte man tagsüber im Hellen Urlaub machen und abends, wenn es sowieso dunkel wurde, den Tag im Stadion ausklingen lassen.

Der FC Malaga blickt auf eine abwechslungsreiche Historie zwischen Investor, Insolvenz und internationalem Wettbewerb. 2013 stand man im Championsleague-Viertelfinale und scheiterte erst in der Nachspielzeit, zehn Jahre später stieg Malaga in die 3. Liga ab. Inzwischen ist es wieder die 2. Liga und die wird auch gut angenommen. Ich hatte lange mit dem Kartenkauf gewartet, weil ich keine großen Bedenken hatte, aber am Ende war fast jeder Platz im Estadio La Rosaleda besetzt. Und das bei Real Sociedad San Sebastian B als Gegner, das keine Fans mitbrachte.

Die Heimkurve stand hinter dem Tor im Unterrang und feuerte 90 Minuten lang an, ohne wirklich zu beeindrucken. Aber es war durchgängig laut im Stadion und es kam schon eine ordentliche Fußballatmosphäre auf. Ich hatte mich mit einem 6 Euro-Hot Dog gegenüber positioniert, lehnte mich zurück und zog mir das Schauspiel rein. Für Touristen wie mich war es sehr entspannt: Keine nennenswerten Einlasskontrollen, ein schöner Sonnenuntergang und gepflegter Fußball. Auf dem Rasen wurde gezaubert, aber das Toreschießen leider vergessen.

Diesmal war ich noch näher am 0:0 als vorgestern, weil Malaga zwar überlegen war, aber den Ball am liebsten ins Tor getragen hätte, was einfach nicht funktionierte. Die Schönspielerei kann einen auch wahnsinnig machen, aber in der 86. Minute war die Gefühlswelt dann doch eine ganz andere. Rafa Rodriguez verwandelte eine butterweiche Flanke per Fallrückzieher, wie man ihn schöner nicht hätte schießen können. Ein Wahnsinnstor. Gerne mehr Schönspielerei! Es blieb bis zum Ende beim 1:0 und anstatt die Mannschaft auszupfeifen waren nun alle glücklich.

Nach dem Spiel lief ich in ein paar Minuten zurück in meine Unterkunft. Die gute Lage des Stadions in Innenstadtnähe am Fluss ist ein klarer Pluspunkt. Zwar ist das Stadion nicht wirklich spektakulär, aber ein Besuch ist dennoch eine grundsolide Sonntagabend-Beschäftigung. Mit Preisen ab 35 Euro aufwärts natürlich viel zu teuer für ein Zweitligaspiel, aber das ist in Spanien leider die Regel und nicht die Ausnahme.
 

Samstag, 23. August 2025

23.08.2025
1. Liga (GBZ)
Lynx FC - Lions Gibraltar 1:2
Europa Point Stadium (Gibraltar)
50 Zuschauer

Schon seit langer Zeit träume ich vom Länderpunkt Gibraltar. Als ich mitbekam, dass das große Victoria Stadium abgerissen und neu gebaut wird, war ich traurig. Das hätte ich gerne noch mitgenommen. Aber es gab keinen Grund, von den Reiseplänen in diesem Sommer abzuweichen, denn mit dem Europa Point Stadium steht ja noch eine Alternative zur Verfügung, die auch immerhin eine kleine Tribüne und sogar Meerblick vorweisen kann. Aktuell finden hier sämtliche Liga- und auch Länderspiele von Gibraltar statt. Lediglich im Europapokal wird teilweise nach Faro ausgewichen.

Was die Erreichbarkeit angeht, wäre das Victoria Stadium in jedem Fall besser gewesen, denn es lag direkt am Grenzübergang, während das Europa Point Stadium am entgegengesetzten Ende ganz im Süden gelegen ist, was mir zusätzlichen Anreisestress bescheren sollte. Und ich war schon den ganzen Tag unterwegs: Mit dem Bus nach Malaga, per Mitfahrgelegenheit nach San Roque, von da wieder mit dem Bus nach La Linea und dann zu Fuß nach Gibraltar. Als ich meine Unterkunft bezog, wurde es höchste Eisenbahn, direkt wieder loszulaufen.

Für den heutigen Abend waren zwei Spiele angesetzt: Eines um 18 Uhr und eines um 21 Uhr. Ich wollte auf jeden Fall das frühere Spiel schaffen, weil später kein Bus mehr fahren sollte und mich dann eine Nachtwanderung erwartet hätte. Eine Dreiviertelstunde vor Anpfiff stand ich verzweifelt an der Bushaltestelle, weil ich erfuhr, dass an diesem Wochenende die Hauptverkehrsstraße gesperrt war. Doch der Bus fuhr einfach ohne jeglichen Zwischenhalt in hohem Tempo eine Alternativroute durch den Felsen hindurch und hielt nur noch direkt neben dem Stadion - genial.

Die Erleichterung war groß, dass ich es pünktlich geschafft hatte. Denn ein komplettes Spiel wollte ich natürlich für den Länderpunkt schon sehen. Zur Not wäre ich bis zum 21 Uhr-Spiel geblieben, aber es wurde jetzt schon ziemlich frisch auf der schattigen Tribüne. Dorthin gelangte man übrigens, ohne auch nur einen einzigen Ordner gesehen zu haben oder Eintritt bezahlen zu müssen. Ein Imbiss war geöffnet, aber ansonsten wurde man sich selbst überlassen. Es wirkte wie Freizeitfußball, aber am Ende der Saison qualifiziert sich eines dieser Teams für den Europapokal.

Mit Lynx und den Lions standen sich zwei Mannschaften gegenüber, die mit vorderen Platzierungen noch nie etwas zu tun hatten. Verdient siegten die Lions heute mit 2:1, aber es war schon ziemlich egal. Gemütlich verträumten die Zuschauer die Partie. Angehörige und Touristen blickten auf das Gekicke, aber immer wieder auch auf die besondere Umgebung: Die Moschee, der Leuchtturm, das Meer. Nach dem Spiel ließ der Bus eine halbe Stunde auf sich warten, doch angesichts des Panoramas war das zu verschmerzen.
 

Freitag, 22. August 2025

22.08.2025
Testspiel (E)
Alhaurin de la Torre CF - CD Alhaurino 0:1
Estadio Municipal Los Manantiales (Alhaurin de la Torre)
150 Zuschauer

Am späten Freitagnachmittag landete ich pünktlich am Flughafen Malaga. Das war die Grundvoraussetzung, um am Abend noch ein Spiel anschauen zu können. Das Problem: Es gab keine Auswahl. In den unteren Klassen hatte die Saison noch nicht begonnen und das einzige, was mir die Groundhopping-App anzeigte, war ein Testspiel zwischen einem Fünft- und einem Sechstligisten im Hinterland. Ich hatte meine Zweifel, ob dieser Kick auch wirklich so stattfnden würde, aber ich hatte ja keine Wahl.

Ich buchte mir ein Apartment in Alhaurin de la Torre und setzte alles auf eine Karte. Während sich am Flughafen Malaga Schlangen bildeten mit Menschen, die mit dem Shuttle in die Stadt oder direkt zum Strand wollten, suchte ich den Bus nach Alhaurin. Den sollte es laut Internet geben, aber mehrere Menschen mit gelben Westen, die sich wirklich Mühe gaben, hatten von diesem Bus noch nie gehört. Am Ende nahm ich ein Taxi - unter Protest meiner Fahrerin, die mich auf eine Party nach Malaga schicken wollte.

Aber hier in Alhaurin fand ich das, was ich nach stressigen Tagen suchte: Einen ruhigen Ort, dessen Stille nur von ein paar Rentnern unterbrochen wurde, die sich nach Boule-Kugeln bückten. Eine halbe Stunde vor Anpfiff checkte ich in meiner Unterkunft ein und lief dann gemütlich den Berg hinab zum Stadion. Von außen konnte ich schon erkennen, dass das Spiel stattfinden würde. Stolze 5 Euro wurden für das Testspiel aufgerufen, dafür gab es eine wirklich schöne Eintrittskarte.

Alhaurin de la Torre spielte gegen Alhaurin el Grande. Diese beiden Orte liegen nebeneinander, es gab also ein Derby zur Saisoneröffnung. Etwas schade war, dass keinerlei Verpflegung angeboten wurde. Aber darüber konnte ich hinwegsehen. Ich war einfach froh, dass ich hier war. Während in Deutschland schon wieder die Übergangsjacke aus dem Schrank gekramt wurde, saß ich hier bei Sonnenuntergang im T-Shirt, blickte auf Tribünen, Palmen und Berge und voller Vorfreude auf die nächsten Tage.

Seit einer halben Ewigkeit hatte ich kein 0:0 mehr gesehen. Heute wäre es fast soweit gewesen, ehe der Ball doch noch kurz vor Schluss für die Gäste über die Linie trudelte. Das Ergebnis war heute aber für alle zweitrangig, dementsprechend wenig hitzig ging es im Derby zu. Das Stadion gefiel mir gut mit seinem Ausbau an allen vier Seiten. Heute war es perfekt, so entspannt auf seinem Sitz die Szenerie beobachten zu können. Für den Ligabetrieb wünsche ich Alhaurin, dass hier noch ein bisschen mehr Stimmung in die Bude kommt.
 

Samstag, 9. August 2025

09.08.2025
4. Liga (D)
Hessen Kassel - Mainz 05 II 3:0
Auestadion (Kassel)
3.324 Zuschauer (40 Gäste)

Nachdem der KSV in den vergangenen beiden Jahren jeweils direkt am 1. Spieltag gegen Mainz 05 II antreten musste, hat man uns in diesem Jahr immerhin eine Woche länger verschont und bis zum 2. Spieltag gewartet. Das bedeutete aber, nach dem 1. Spieltag auswärts in Homburg nun den Heimspielauftakt auch in diesem Jahr wieder gegen ein Reserveteam bestreiten zu müssen. Ärgerlich, aber immerhin hat man das Spiel dann erstmal weg. Und mit Freiburg II gibt es auch nur noch eine weitere Zweitvertretung.

Trotz des unattraktiven Gegners war heute aber einiges los. Das Kasseler Publikum wollte seine Mannschaft sehen, mit der man dieses Jahr an den Start geht. Die Kurve war gut gefüllt und auf der Tribüne gab es auch kaum noch Plätze. Die Gesänge schepperten ordentlich durchs Rund und spätestens bei den Wechselgesängen wusste jeder Spaziergänger in der Karlsaue, wer hier heute ein Heimspiel hat. Die Rahmenbedingungen waren der guten Stimmung aber auch sehr zuträglich: Es herrschte herrliches Wetter und auch das Spiel begeisterte heute.

Benni Girth machte das, was er am besten kann und traf schon wieder per Kopf. Die Mainzer halfen mit einem Eigentor, sodass es schon nach 21 Minuten 2:0 stand. In der 2. Halbzeit machte Lukas Rupp per Elfmeter den Deckel drauf. Ein überzeugendes 3:0 und schon fängt man dann doch an zu träumen. Was wäre hier los, wenn man oben mitspielen könnte? Man muss aber auch ehrlich sein und sagen, dass die Mainzer Reserve echt schwach war und noch nicht in der neuen Saison angekommen ist.

Die Gäste hatten ein paar Schlachtenbummler mitgebracht. Deren erste Mannschaft absolvierte zeitgleich ein Testspiel gegen Racing Straßburg und ehrlich gesagt hätte ich die 40 Gestalten aus dem Gästeblock eher da erwartet. Man sonnte sich ein bisschen in der Südkurve, stieg dann aber bei Gesängen gegen Red Bull brav mit ein. Na immerhin. 

Samstag, 2. August 2025

02.08.2025
4. Liga (D)
FC Homburg - Hessen Kassel 1:1
Waldstadion (Homburg)
1.648 Zuschauer (150 Gäste)

Der FC Homburg hat es in den letzten sechs Spielzeiten tatsächlich fertig gebracht, in der Abschlusstabelle Dritter, Vierter, Fünfter, Sechster, Siebter und Achter zu werden. Zwar nicht genau in der Reihenfolge und es lag auch noch eine nicht gewertete Corona-Saison dazwischen, aber im Saarland können sie alles - außer aufsteigen. In dieser Saison haben sie es beim FCH eingesehen und ausnahmsweise mal nicht den Aufstieg als Ziel gesetzt, was bei den Fans eher nicht so gut ankam. Dort träumt man lieber weiter. Aber dazu ist die Sommerpause schließlich da.

Auch in Kassel wurde mal wieder geträumt. Völlig realitätsfern lautete der allgemeine Tenor, dass nur Sandhausen einen stärkeren Kader hätte und die ja nicht eingespielt seien. Zur Wahrheit gehört, dass wir unsere Altstars mit reichlich Bundesligaerfahrung weitgehend halten konnten und drumherum einige sehr junge Spieler gruppieren, aber was ist mit Spielern im besten Fußballeralter zwischen 25 und 30? Da wird es dann schon dünn. Sollten sich ein oder zwei Spieler aus der Mittelfeldachse verletzen, droht sofort ein großes Problem.

Am ersten Spieltag der neuen Saison trafen nun Homburg und Kassel aufeinander. Der Gästeblock war besser gefüllt als in den letzten Jahren bei Gastspielen im Saarland, aber so richtig nach Euphorie und Vorfreude sah das nun auch nicht aus. Auf dem Rasen waren wir die schwächere Mannschaft und das schlug im Gästeblock ein bisschen aufs Gemüt. Und trotzdem: Wenn man bei sonnigem Wetter im wunderschönen Waldstadion steht und auf beiden Geraden für die jeweiligen Farben gebrüllt wird, dann macht das viel Spaß. Fußball, so wie er sein sollte.

Hochverdient ging Homburg mit 1:0 in die Pause, aber in der 77. Minute erzielte Rückkehrer Benni Girth per Kopf den schmeichelhaften Ausgleich. Danach zeigte auch der Gästeblock, was so alles möglich ist. Fast wäre sogar noch der Siegtreffer gelungen, aber mit dem 1:1 konnten alle Löwen gut leben. Kein Grund, um vom Aufstieg zu träumen, aber berechtigte Hoffnung, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.
 

Samstag, 14. Juni 2025

14.06.2025
6. Liga (D)
Werderaner FC Viktoria - 1.FC Frankfurt 1:4
Arno-Franz-Sportplatz, KR (Werder/Havel)
63 Zuschauer (10 Gäste)

Die Insel Werder in der Havel ist wirklich malerisch. Verbringt man dort einen ganzen Tag und erkundet den Ort genau, dann kommt man zu dem Schluss: Der einzige unattraktive Fleck auf der Insel ist der Kunstrasenplatz vom Werderaner FC Viktoria. Ein Sportplatz ohne Rasen, Ausbau und Schatten. Die Sonne brütete ordentlich an diesem Juni-Tag, aber was will man machen? Ab an die Bande und die nächsten 90 Minuten vergammeln. Direkt nebenan ist ein wunderbarer Rasenplatz, aber den hatte die Stadt gesperrt.

Am vorletzten Spieltag der Brandenburgliga ging es sogar noch um etwas: Union Klosterfelde ging mit vier Punkten Vorsprung als Spitzenreiter ins Parallelspiel in Oranienburg, doch sollte Klosterfelde an den letzten beiden Spieltagen jeweils patzen, dann könnte der 1.FC Frankfurt noch vorbeiziehen. Der musste seine Hausaufgaben hier auf der Insel aber erstmal selbst erledigen. Unterstützt von drei enthusiastischen Fans, die 90 Minuten lang Lieder trällerten und die Fahne schwenkten, war der 1.FC klarer Favorit.

Doch der Fußball schreibt manchmal seine eigenen Geschichten. Nach einer guten halben Stunde führte der Werderaner FC, für den es um nichts mehr ging. In der zweiten Halbzeit drehten die Frankfurter dann aber auf, sodass es am Ende 1:4 stand. Parallel hatte Klosterfelde aber längst alles klar gemacht. Sie gewannen mit 2:0 und sorgten für klare Verhältnisse: Aufstieg und die erste Oberliga-Saison der Vereinsgeschichte. Nächste Saison dann ein neuer Anlauf für den 1.FC Frankfurt.

Und der Werderaner FC? Hätte am liebsten selbst auf dem Rasenplatz gespielt und bedauert die Situation. Auch hier erhofft man sich einen neuen Anlauf in der kommenden Saison. Im Rahmen der Möglichkeiten präsentierten sie sich aber als guter Gastgeber: Es gab eine vernünftige Eintrittskarte und die Verpflegung war auch in Ordnung. Das reicht allerdings nicht, um große Fanmassen ins Stadion zu bringen. Einige Zaungäste schauten sich den Kick lieber von draußen an.

Freitag, 13. Juni 2025

13.06.2025
7. Liga (D)
BFC Meteor 06 - Viktoria Berlin II 3:3
Sportplatz Ungarnstraße (Berlin)
60 Zuschauer

Ein Freitagabend in Berlin ist ein Abend voller Möglichkeiten: SSC Südwest, BFC Preussen II, Türkspor, Meteor 06 oder Rudow, wie soll man sich da entscheiden? Jede Option hatte so ihre Vor- und Nachteile. Letztendlich fiel die Wahl auf einen vernünftigen Ground mit guter Erreichbarkeit und die sportliche Relevanz wurde dafür vernachlässigt. Denn beim Spiel zwischen Meteor 06 und Viktoria Berlin II ging es um gar nichts mehr, da Meteor 06 bereits als Teilnehmer an den Aufstiegsspielen feststand.

Und dennoch hängten sich beide Teams erfreulicherweise nochmal richtig rein, sodass es beim 3:3-Unentschieden sechs Tore zu sehen gab. Zeitweise hatte man das Gefühl, die Spieler von Meteor wussten gar nicht, dass die Messe schon gelesen war. Oder sie nahmen die Vorgabe, für das nahende Aufstiegsduell im Rhythmus zu bleiben, einfach sehr ernst. Der Schiedsrichter war mit demselben Ernst angetreten, denn seine überdimensionierte Nachspielzeit ließ auch den Schluss zu, dass es hier auf jede Sekunde ankam.

Der Sportplatz ist solide mit mehrstufigem Ausbau auf zwei Seiten. Wenn dann die Abendsonne von der Seite grüßt, dann kann man es sich auf den Stufen wahrlich gutgehen lassen. Leider wird hier auf Kunstrasen gespielt und es fehlen noch ein paar sportplatztypische Elemente wie Eintrittskarten, Stadionsprecher und Bratwurst. Es gab dafür ein alternatives kulinarisches Angebot, das es in sich hatte: Von Süßwaren bis zur Nudelsuppe gab es allerlei Kuriositäten. Der Sucuk-Toast stillte meinen Hunger zufriedenstellend.

Nach dem Abpfiff stand noch ein Weg bis nach Potsdam auf dem Programm. Der sehr spät abpfeifende Schiedsrichter sorgte dann dafür, dass wir ein Läufer-Duo bildeten, das hinter Linienbussen hinterhersprintete und auf ähnliche Art und Weise gleich drei davon verpasste. Das ist in dem Moment ärgerlich, aber für die langfristige Erinnerung sind Pech und Ungeschick natürlich zuträglicher, als wenn immer alles klappen würde.