Sonntag, 27. April 2025

27.04.2025
3. Liga (D)
FC Ingolstadt - Arminia Bielefeld 0:3
Sportpark (Ingolstadt)
8.363 Zuschauer (1.800 Gäste)

Am Sonntagmorgen begann am Ingolstädter Bahnhof der Kampf um die wenigen Schließfächer. Nachdem ich eines ergattert hatte, erkundete ich die Innenstadt und bewegte mich langsam in Richtung Stadion. Die gut gelaunten Besucher aus Bielefeld belebten die ansonsten noch verschlafene Stadt. Die Gästefans schweben momentan auf einer Wolke. Es gelingt einfach alles und nur die Älteren werden sich daran erinnern, dass Arminia mal ein Spiel verloren hat.

Heute konnte noch keine Entscheidung fallen, aber sollte Bielefeld in Ingolstadt gewinnen, dann stünden sie schon mit mehr als nur einem Bein in der 2. Liga. Gleichzeitig wäre der Ingolstädter Traum ausgeträumt. Nach meinem Besuch in Regensburg am Vortag besuchte ich schon wieder einen Stadionneubau am Stadtrand. Aber im Vergleich schnitt das Regensburger Stadion in jeder Hinsicht besser ab: Anfahrt, Einlasskontrolle, Stadionmusik, Beinfreiheit - Ingolstadt konnte mich nicht überzeugen.

Das Thema Verpflegung war hier sogar eine Katastrophe. Ich hatte vor dem Spiel eine Spieltags-Email bekommen, in der der FCI davon schrieb, dass 8.000 Zuschauer erwartet werden. Etwa so viele waren es dann auch und obwohl man das vorher wusste, waren in der Halbzeit nahezu alle Speisen und etliche Getränke ausverkauft, was man dann nach 15 Minuten in der Warteschlange erfuhr. Also begab ich mich wieder auf meinen Platz und sah mir das sehr einseitige Spiel an.

Bielefeld ließ hier gar nichts anbrennen und fegte humorlos mit 0:3 über Ingolstadt hinweg. Auf der Gegengerade gab es Pfiffe, aber die Heimkurve war sich nicht so ganz einig, wie man mit der aktuellen Ergebniskrise umgehen soll. Die Gästekurve war natürlich gut aufgelegt. Aufgrund des klaren Spielverlaufs eskalierte es allerdings nicht, sondern die Stimmung blieb einfach konstant auf einem hohen Niveau. Das war schön, aber die großen Highlights werden für Pokalfinalist und Aufstiegsfavorit Arminia noch folgen.

Samstag, 26. April 2025

26.04.2025
5. Liga (D)
Fortuna Regensburg - Jahn Regensburg II 3:1
Sportplatz Isarstraße (Regensburg)
300 Zuschauer (100 Gäste)


In der Halbzeit des Spiels Jahn Regensburg gegen Eintracht Braunschweig verkündete der Stadionsprecher, dass jeder Besucher des Jahn-Spiels am späten Nachmittag bei Fortuna Regensburg freien Eintritt erhält, wenn man seine Eintrittskarte des ersten Spiels vorlegen kann. Bei Fortuna war heute nämlich die zweite Mannschaft des Jahn zum Regensburger Derby zu Gast. Das traf sich gut und wenn schon der Stadionsprecher zum Doppler aufruft, dann will man ihn ja auch nicht enttäuschen.

Der Anpfiff des Derbys war extra auf 16 Uhr verlegt worden, damit man den Doppler auch schaffen kann, aber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war es schon eine kleine Herausforderung. Mit dem Anpfiff erreichte ich den Sportplatz. Vor 16 Jahren war ich hier schon einmal gewesen und hatte den Platz damit schon abgehakt. Allerdings gab es damals die Tribüne noch nicht und Fotos hatte ich auch keine geschossen. Von daher fühlte es sich richtig an, den Ground nochmal zu bestätigen.

Mein erster Weg führte zum Grillstand und ich hatte Glück, das letzte Steak zu erwischen, ehe der Grillmeister danach bei diesem Produkt ausverkauft melden musste. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel noch keine fünf Minuten alt und ich frage mich immer wieder, wer bei sowas für die Planung zuständig ist und wie so die Gedankengänge sind. Man kann wirklich nicht von einem Mega-Ansturm sprechen, der da vonseiten der Jahn-Fans kam, aber bei der Fortuna war man 300 Leute wohl einfach nicht gewohnt.

Es war ein herrlicher Frühlingstag, den man hier schön in der Sonne weggammeln konnte. Das Spiel endete verdient 3:1 für die Gastgeber, was vor allem den älteren Herrn mit seiner grün-weißen Fahne in Ekstase versetzte. Fortuna wird die Saison im oberen Mittelfeld der Bayernliga Nord beenden, während Jahn II noch Abstiegssorgen hat. Nach dem Spiel schlenderte ich noch durch die Altstadt, ehe ich mir mit der Olympia-Platte vom Griechen gut ausgerüstet noch das Zweitliga-Topspiel und später Re-Live Kassel gegen Bahlingen reinzog. Was für ein Fußball-Tag!

26.04.2025
2. Liga (D)
Jahn Regensburg - Eintracht Braunschweig 1:1
Jahnstadion (Regensburg)
13.773 Zuschauer (1.500 Gäste)

Es gab mal eine Zeit, da hatte ich die 2. Liga komplett. Doch dann stieg Jahn Regensburg auf und mir fehlte dieses eine Stadion. Etwas kurios, da ich mal in Regensburg gewohnt habe, aber das neue Jahnstadion gab es damals noch nicht. Nun kehrte ich also nach über zwölf Jahren mal wieder in die schöne Donaustadt zurück. Ich entschied mich, vom Bahnhof zu Fuß zum Stadion zu laufen. Das liegt zwar etwas außerhalb an der Autobahn, aber der Weg dorthin ist absolut akzeptabel.

Die Preisgestaltung im Regensburger Stadion ist etwas verwunderlich, denn Sitzplätze in der Ecke kosten dasselbe wie direkt an der Mittellinie. Also sicherte ich mir einen guten Platz mit prima Sicht auf beide Fankurven. Die Reihe hinter mir blieb komplett leer, sodass ich irgendwann dorthin wechselte und das Treiben völlig entspannt verfolgen konnte. Der Jahn war als Tabellenletzter nur noch theoretisch zu retten, während Eintracht Braunschweig vier Spieltage vor Schluss noch mittendrin im Abstiegskampf war.

Zuletzt hatte die Eintracht eine ganz gute Serie hingelegt. Deren Fans starteten mit einer massiven Choreo in das Spiel und waren auch danach bestens aufgelegt. Das ein oder andere Lied taugte zum Ohrwurm. Auf Regensburger Seite glaubte keiner mehr so richtig an den Klassenerhalt. Die Stimmung war trotzdem okay und wurde direkt mal dadurch gehoben, dass in der 4. Minute das 1:0 fiel. Die Freude währte aber nur kurz, denn zwei Minuten später traf die Eintracht zum Ausgleich.

Das war es dann auch schon an sportlichen Höhepunkten. Das Spiel endete 1:1 und insbesondere die Eintracht verpasste es, mehr Druck auszuüben und auf Sieg zu spielen. Hier wären heute Big Points drin gewesen, aber man begnügte sich mit dem einen Punkt und ließ sich dafür feiern. Wenn sich das mal nicht rächt. Regensburg half das Ergebnis natürlich auch nicht, sodass man nun für die 3. Liga planen kann. Fürs Erste habe ich die 2. Liga aber wieder komplett - mit einem Stadion, das als Neubau ohne Highlights daherkommt. Aber aufgrund der tollen Stadt würde ich nicht ausschließen, dass ich das Jahnstadion nochmal besuche.

Freitag, 25. April 2025

25.04.2025
6. Liga (D)
1.SC Feucht - TSV Buch 2:0
Waldstadion (Feucht)
100 Zuschauer (10 Gäste)

An diesem Freitag beendete ich schon mittags meine Arbeitswoche und suchte mir einen schönen Platz im ICE nach Regensburg. Dort hatte ich Pläne für den Folgetag, aber auch für heute hatte ich mir noch eine Option offen gelassen: Sollte nämlich der ICE pünktlich sein, dann konnte ich in Nürnberg schon aussteigen und hatte dort sieben Minuten, um die S-Bahn nach Feucht zu nehmen, wo wiederum zwölf Minuten nach der Ankunft angepfiffen wurde. Das Stadion liegt glücklicherweise in Bahnhofsnähe.

Und was soll ich sagen: Sieben Minuten vor Anpfiff war ich drin. Das hatte wirklich perfekt gepasst. Eben noch im Bürostuhl, jetzt plötzlich irgendwo in Franken mit einer Bratwurst in der Hand. Der 1.SC Feucht hatte kurz nach der Jahrtausendwende mit einigen Jahren Regionalliga auf sich aufmerksam gemacht, aber mittlerweile dümpelt man in der Sechstklassigkeit herum und muss aufpassen, dass es nicht noch weiter nach unten geht. Heute ein Sieg und es sieht ganz gut aus mit dem Klassenerhalt.

Der Stadionsprecher war jedenfalls hochmotiviert und auch zwei aktive Fans hatten alles aufgefahren, was irgendwie möglich war: Fahnen, Trommel und regelmäßige Gesänge, die allerdings nicht immer alle schön anzuhören waren. Trotzdem bemerkenswert, zu zweit da so einen Auftritt hinzulegen und das wahrscheinlich Woche für Woche. Zumindest eine Liga höher würde man sich den Verein definitiv wünschen, zumal das Waldstadion und seine Infrastruktur absolut solide sind.

Das Spiel war extrem schnell, ging hin und her, aber die Tore fielen nur auf einer Seite. Mit 2:0 brachte sich Feucht früh in Führung und auch wenn danach noch etliche weitere Tore hätten fallen können, blieb es bei diesem Ergebnis. Nach der Partie strolchte ich noch durch die Feuchter Wohngebiete, ehe eine halbe Stunde später ein Regionalzug über die Dörfer bis nach Regensburg fuhr. Vier Stunden später als planmäßig erreichte ich das Ziel, aber der Zwischenstop hatte sich als Einstieg ins Wochenende ganz sicher gelohnt.

Sonntag, 6. April 2025

06.04.2025
4. Liga (D)
FSV Frankfurt - Hessen Kassel 1:4
Stadion am Bornheimer Hang (Frankfurt)
1.612 Zuschauer (300 Gäste)

Die Niederlage gegen Göppingen war ein herber Dämpfer nach einer zuvor guten Phase, aber wie der KSV danach wieder in die Spur fand, war beeindruckend. Die Mannschaft steigerte sich von Spiel zu Spiel, schlug erst Steinbach auswärts mit 3:1 und schickte dann die chancenlosen Offenbacher unter der Woche mit 4:1 nach Hause und beendete deren Aufstiegsträume. Fast zu schön, um wahr zu sein. Heute ging es zur nächsten Spitzenmannschaft. Der FSV Frankfurt liegt auf Platz 4 und war klarer Favorit.

Doch man kam aus dem Staunen kaum noch heraus: Waren das unsere Löwen, die das Spiel an sich rissen und sich durch die gegnerische Hälfte kombinierten? Nach einer halben Stunde stand es 0:2 und hätte Dahlke nicht den Elfmeter verschossen, hätten wir noch höher führen können. Das Spiel endete mit 1:4 und der KSV ging aus der englischen Woche nach drei Spielen gegen Spitzenteams mit 9 Punkten und 11:3 Toren raus. Im Gästeblock herrschte tatsächlich eher Fassungslosigkeit als grenzenlose Euphorie.

Die Stimmung war schon solide, aber längst nicht so toll, wie es eigentlich aktuell angemessen wäre. Aber vermutlich sind wirklich viele Fans mit der Situation überfordert und sprichwörtlich sprachlos. Gute Laune und KSV - das haben die jüngeren Fans noch nie in dieser Kombination erlebt. Ich muss bis in die Saison 2008/09 zurückdenken, wenn ich auf der Suche nach einer KSV-Mannschaft bin, die spielerisch so überzeugt hat und auch nach dem dritten Tor unbedingt noch das vierte erzielen wollte.

Die Heimkurve vom FSV legte einen interessanten Auftritt hin. Dort standen knapp 50 Personen in einem kleinen geschmückten Block, darunter wohl auch befreundete Fans aus Jena und Fürth. Der Block verhielt sich recht ruhig, bis Dahlke nach ca. 20 Minuten den Elfmeter verschoss. Dann rasteten alle aus und legten plötzlich los und hörten nicht mehr auf. Trotz des hohen Rückstands hielten die FSV-Fans ihre gute Mitmachquote, das sah schon irgendwie ganz gut aus, auch wenn sie mit der geringen Anzahl natürlich keine Bäume ausreißen konnten. Aber Respekt an jeden Frankfurter, der nicht zur Eintracht geht!

Samstag, 22. März 2025

22.03.2025
4. Liga (D)
Hessen Kassel - Göppinger SV 0:2
Auestadion (Kassel)
2.527 Zuschauer (20 Gäste)
Anfang Dezember wurde auf der Mitgliederversammlung des KSV verkündet, dass es keine Neuzugänge im Winter geben werde. Doch was dann zum Erstaunen aller folgte, war das wildeste Transferfenster, das ich je bei diesem Verein erlebt habe. Fünf Neue wurden geholt - so viele wie bei keinem anderen Südwest-Regionalligisten. Der Transfer von Jonathan Muiomo, der bereits vier Mal für Mosambik auflaufen durfte, scheiterte dann allerdings am Veto der FIFA.

Aber auch die Verpflichtung der anderen vier Jungs zeigt, dass man sich noch längst nicht mit dem Abstieg abgefunden hat. Die Rückkehr von Adrian Bravo Sanchez nach bangen Minuten am Deadline Day holte uns Fans dann endgültig mit ins Boot. Unter dem Motto "Gemeinsam für den Löwen" entwarf unsere Fanszene Sondertrikots für das erste Heimspiel gegen Homburg und bereitete der Mannschaft einen gebührenden Empfang. Und es funktionierte: Die ersten vier Pflichtspiele des Jahres wurden alle gewonnen.

Nun war es auch für mich Zeit, endlich ins Auestadion zurückzukehren. Im vergangenen Jahr hatte ich das Saison-Tippspiel des Vereins gewonnen und wurde mit VIP-Karten belohnt, die ich heute einlöste. Das war eine durchaus interessante Erfahrung, sich mit der lokalen Prominenz am Buffet gegenseitig im Weg herumzustehen, aber der Fokus lag heute ganz klar beim Fußball. Denn trotz der guten Serie zum Jahresauftakt brauchten wir dringend weitere Siege, da auch die Konkurrenz fleißig punktete.

Doch leider hatten wir uns in der Vorwoche gleich mehrere Sperren und Verletzungen eingehandelt. Das war heute leider wieder der KSV aus der Hinrunde. Mit 0:2 verloren wir völlig verdient das Spiel gegen Göppingen und stehen jetzt plötzlich wieder ganz blöd da: Die nächsten fünf Spiele sind gegen die Top 5 der Tabelle. Na herzlichen Glückwunsch. Unsere Kurve verabschiedete die Spieler mit motivierenden Worten. Immer weiter machen, gemeinsam für den Löwen!
 

Sonntag, 16. März 2025

16.03.2025
8. Liga (D)
SG Bremthal - TuS Hornau II 4:2
Sportplatz Waldallee (Eppstein)
70 Zuschauer (5 Gäste)


Der Start ins Fußballjahr 2025 wollte mir lange Zeit einfach nicht glücken. Immer kam etwas dazwischen. Und wenn man es sich erst einmal zu Hause gemütlich gemacht hat, dann sind die Hürden, überhaupt mal wieder rauszugehen, auch ziemlich hoch. Ich wusste aber, dass ich es irgendwann einfach mal wieder machen musste, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Für heute hatte ich mir ein Spiel ausgesucht, doch auch diesmal machte mir ein Termin am Vormittag einen Strich durch die Rechnung.

Den geplanten Zug verpasste ich. Doch bei schönem Wetter wollte ich es heute unbedingt wissen. Ich checkte schnell ab, ob vielleicht irgendwo erst um 15:30 Uhr angepfiffen werden sollte. Und tatsächlich: Das Spiel der SG Bremthal gegen TuS Hornau II hatte einen späteren Anpfiff als nahezu alle anderen Amateurpartien in der Umgebung. Die ÖPNV-Anbindung nach Bremthal ist auch nicht schlecht, das konnte klappen! Also fuhr ich nun in eine andere Richtung als ursprünglich angedacht.

Bremthal ist ein Ortsteil von Eppstein im Taunus. Ehrlich gesagt hatte ich trotz der geographischen Nähe den dortigen Sportplatz bisher überhaupt nicht auf dem Schirm. Er ist aber auch wirklich unspektakulär: Ein Kunstrasenplatz, ein Vereinsheim mit Balkon, eine Stufe und ein kleiner Grashügel mit Bänken, Stühlen und Stehtischen. Das Drumherum kann aber durchaus überzeugen: Es gibt schöne Eintrittskarten, einen Stadionsprecher und Brat- und Rindswurst im knusprigen Brötchen. 

Die SG Bremthal hatte in 18 Spielen erst 13 Punkte geholt, aber weil es noch ein paar schlimmere Bruchpiloten in der Liga gibt, ist der Kampf um den Klassenerhalt alles andere als aussichtslos. Die TuS Hornau II steht im unteren Mittelfeld und reiste als leichter Favorit an. Das Spiel war dann ausgeglichen. Hornau II lag zwei Mal vorne, doch Bremthal glich zwei Mal aus. In der Schlussphase gelangen ihnen dann sogar zwei weitere Treffer zum 4:2-Heimsieg. Ein netter Kick zum Jahresauftakt. Abhaken, weitermachen!
 

Sonntag, 15. Dezember 2024

15.12.2024
1. Liga (CH)
FC Zürich - FC St. Gallen 0:2
Stadion Letzigrund (Zürich)
15.198 Zuschauer (1.500 Gäste)


Den 3. Advent verbrachte ich in Zürich und nachdem es endlich aufgehört hatte zu regnen, stolperte ich ein bisschen ziellos durch die Stadt. Aber man muss schon ehrlich sagen, dass mich die Stadt heute überhaupt nicht interessierte und ich mit meinen Gedanken ausschließlich beim Fußballspiel am späten Nachmittag war. Es stand nochmal ein echtes Highlight auf dem Programm: Um 16:30 Uhr empfing der FC Zürich den FC St. Gallen im legendären Letzigrund.

Eine halbe Stunde vor Anpfiff erreichte ich meinen Block. Zu dem Zeitpunkt war die Zürcher Südkurve schon brechend voll und alle Fahnen waren in der Luft. Kein Zweifel, dass die so krass sind wie man sich erzählt. Ich machte aus meinem Sitzplatz auch kurzerhand einen Stehplatz und stellte mich hinter die letzte Reihe. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt empfahl es sich auch heute wieder in Bewegung zu bleiben. Außerdem hatte man von ganz oben den besten Überblick über das weite Rund.

Hinter der Haupttribüne ging die Sonne unter und der Vorhang für den 18. Spieltag wurde geöffnet. Die Liga ist dermaßen eng beisammen, dass sich selbst der Tabellenneunte noch Hoffnungen auf den Titel machen kann. Der FC Zürich empfing als Fünfter seine Gäste aus St. Gallen, die auf Platz acht liegen. Das Spiel konnte allerdings heute nicht mal ansatzweise das Niveau von gestern erreichen. Das uninspirierte Gekicke vom FC Zürich war kaum auszuhalten. Folgerichtig stand es zur Pause 0:1.

Das Spektakel fand derweil auf den Rängen statt. Die Zürcher Südkurve hielt über die komplette Spieldauer ihre Lautstärke und Intensität, während die Gäste einen pyrotechnischen Gegenstand nach dem anderen zündeten und die meisten davon zügig auf die Tartanbahn warfen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Südkurve es zu keinem Zeitpunkt schaffte, die umliegenden Tribünen mal mitzureißen. Sie zogen ihren Stil durch, aber man wartete auf den Moment, wo das ganze Stadion eskalierte.

Es hätte einfach mal einen zusätzlichen Impuls von außen gebraucht, um die Mannschaft wachzurütteln. Stattdessen fiel das 0:2 und St. Gallen feierte den Auswärtssieg. Ich sah mir noch die Jubelfeier an und verschwand in die Dunkelheit. Einfach schön, mal wieder ein stimmungsvolles Spiel in einem Stadion mit Laufbahn und richtigen Kurven gesehen zu haben. Auch in Zürich plant man schon wieder einen Neubau auf dem Gelände des alten Hardturm-Stadions. Möge er sich noch lange verzögern!
 

Samstag, 14. Dezember 2024

14.12.2024
1. Liga (CH)
FC Winterthur - FC Luzern 3:4
Stadion Schützenwiese (Winterthur)
7.700 Zuschauer (800 Gäste)

Mein erster Tag der Weihnachtsferien begann im ICE nach Basel. Dort wollte ich Schlaf nachholen, doch 400 HSV-Fans auf dem Weg nach Ulm machten mir einen Strich durch die Rechnung. Als diese dann endlich aussteigen mussten, konnte sich auch die Zugbegleiterin ein "Gott sei Dank" über die Lautsprecher nicht verkneifen. Sobald man dann die Schweiz erreicht hat, hat man sowieso gewonnen. Um 13 Uhr erreichte ich Zürich und von dort nach Winterthur fahren die Züge zehn Mal pro Stunde - und alle pünktlich.

In Winterthur ist es dann auch nur noch ein Katzensprung zum Stadion, doch hier brauchte ich dann 1,5 Stadionrunden, um den Eingang zu meinem Block zu finden. Ich hatte einen kleinen unscheinbaren Stehplatz-Block neben dem Gästesektor erwischt. Da hier eher weniger los war, hatte ich eine ziemliche Bewegungsfreiheit und konnte mich auch an der Imbissbude problemlos unterstellen, wenn der Regen mal wieder stärker wurde. Heute zeigte sich der Winter von seiner unangenehmen Seite.

Umso mehr heizte mir dann alles ein, was um mich herum passierte. Der FC Luzern war als Favorit angereist und traf auch direkt nach drei Minuten. Doch Abstiegskandidat Winterthur biss sich in die Partie und kam zum Ausgleich. Das Stadion feuerte nun einen fetzigen "Schützenwiese"-Wechselgesang durchs weite Rund. Kurz danach traf Luzern wieder zum 1:2, doch auch diesmal antwortete Winterthur: 2:2. Die Gastgeber konnten dann sogar in Führung gehen und hielten das 3:2 bis in die Pause.

Danach war das Tempo ein wenig raus und auch der Gästeblock, der in der ersten Halbzeit permanent lichterloh brannte, beruhigte sich ein wenig. Trotzdem war hier eine knisternde Spannung und schöne Atmosphäre zu spüren: Wird Außenseiter Winterthur das 3:2 über die Zeit retten? Es gab mehrere knifflige Situationen zu überstehen, aber als sie in der 90. Minute auf der Linie retteten, war allen klar: Das war es dann wohl. Doch die Gäste liefen noch einmal an - und trafen in der 90.+2. Minute zum 3:3.

Natürlich wurden sofort wieder viele Fackeln gezündet, deren Rauch das Spielfeld vernebelte. Eigentlich absurd, hier weiterspielen zu lassen. Ich sah nichts mehr. Und plötzlich lag der Ball schon wieder im Tor. 3:4 in der 90.+3. Minute. Unfassbare Eskalation. Jetzt nahmen die Jungs neben mir den Gästeblock völlig auseinander. Aber natürlich extrem bitter für Winterthur, denen ich es nach diesem aufopferungsvollen Kampf auch gegönnt hätte. Ein Wahnsinns-Spiel mit allem Drum und Dran, das trotz vieler enger Szenen komplett ohne Eingriff des Videoschiedsrichters blieb. So geht Fußball!

Samstag, 7. Dezember 2024

07.12.2024
4. Liga (D)
Eintracht Frankfurt II - Hessen Kassel 3:2
Sportpark (Dreieich)
400 Zuschauer (170 Gäste)

Unter dubiosen Umständen ist die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt in den Ligabetrieb zurückgekehrt, nachdem sie sich eigentlich schonmal abgemeldet hatten. Seitdem die Adler das Spielrecht vom SC Hessen Dreieich abgekauft haben, spielt die SGE-Jugendmannschaft auch hier in Dreieich. Ich hatte den Sportpark vor neun Jahren schon mit einem Oberliga-Spiel von Dreieich besucht und mich damals noch geärgert, dass auf dem Kunstrasen nebenan gespielt wurde.

Nun hatte ich endlich die Gelegenheit, den Rasenplatz zu besuchen. Seit meinem letzten Besuch waren einige Tribünen neu hinzugekommen. Dennoch ist es das kleinste Stadion der Regionalliga und auch wirklich kein besonders schöner Ort. Die große Eintracht hatte parallel ein Heimspiel, sodass in Dreieich kaum Fans vor Ort waren, um die Zweite zu unterstützen. Deshalb hatte ich gehofft, dass wir Kasseler gleich auf mehreren Tribünen in Überzahl sein könnten, um das Team umfassend zu unterstützen.

Aber daraus wurde nichts. Nicht mal 200 Löwenfans hatten den Weg nach Südhessen auf sich genommen und von dem positiven Spirit der Vorwoche war nicht mehr viel übrig geblieben. Das war heute irgendwie nichts. Und die Mannschaft passte sich gnadenlos an und lief 90 Minuten lang hinterher. Bei der Eintracht kam ein 16-Jähriger zu seinem Startelf-Debüt und ein weiterer 16-Jähriger wurde zu seinem ersten Regionalliga-Einsatz eingewechselt. Die anderen Spieler waren auch nicht viel älter.

Gegen solch eine Schülermannschaft muss man mit knallhartem Männerfußball dagegenhalten. Doch der 2:3-Anschlusstreffer fiel erst in der Nachspielzeit, wirklich spannend war es trotz des knappen Ergebnisses nie. Damit überholte die Eintracht den KSV, der in die Winterpause nun als Vorletzter geht. Das war alles so trist heute, dass es sich wirklich erstmals so richtig nach Abstieg anfühlte. In den guten Spielen schafft man mit Glück ein Unentschieden, aber an den normalen Spieltagen regnet es Niederlagen. Aus den Lautsprechern dudelten die fröhlichen Weihnachtslieder und wir waren alle deprimiert. Aber wir alle kennen es ja auch: Wenn es im Februar wieder losgeht, dann wird genug Zeit vergangen sein, dass man wieder völlig verblödet und naiv ins Stadion geht, im festen Glauben an den Klassenerhalt. Aber dazu müssen wir alle wieder 100 % geben. Auf geht's Kassel, kämpfen und siegen!