Freitag, 13. Juni 2025

13.06.2025
7. Liga (D)
BFC Meteor 06 - Viktoria Berlin II 3:3
Sportplatz Ungarnstraße (Berlin)
60 Zuschauer

Ein Freitagabend in Berlin ist ein Abend voller Möglichkeiten: SSC Südwest, BFC Preussen II, Türkspor, Meteor 06 oder Rudow, wie soll man sich da entscheiden? Jede Option hatte so ihre Vor- und Nachteile. Letztendlich fiel die Wahl auf einen vernünftigen Ground mit guter Erreichbarkeit und die sportliche Relevanz wurde dafür vernachlässigt. Denn beim Spiel zwischen Meteor 06 und Viktoria Berlin II ging es um gar nichts mehr, da Meteor 06 bereits als Teilnehmer an den Aufstiegsspielen feststand.

Und dennoch hängten sich beide Teams erfreulicherweise nochmal richtig rein, sodass es beim 3:3-Unentschieden sechs Tore zu sehen gab. Zeitweise hatte man das Gefühl, die Spieler von Meteor wussten gar nicht, dass die Messe schon gelesen war. Oder sie nahmen die Vorgabe, für das nahende Aufstiegsduell im Rhythmus zu bleiben, einfach sehr ernst. Der Schiedsrichter war mit demselben Ernst angetreten, denn seine überdimensionierte Nachspielzeit ließ auch den Schluss zu, dass es hier auf jede Sekunde ankam.

Der Sportplatz ist solide mit mehrstufigem Ausbau auf zwei Seiten. Wenn dann die Abendsonne von der Seite grüßt, dann kann man es sich auf den Stufen wahrlich gutgehen lassen. Leider wird hier auf Kunstrasen gespielt und es fehlen noch ein paar sportplatztypische Elemente wie Eintrittskarten, Stadionsprecher und Bratwurst. Es gab dafür ein alternatives kulinarisches Angebot, das es in sich hatte: Von Süßwaren bis zur Nudelsuppe gab es allerlei Kuriositäten. Der Sucuk-Toast stillte meinen Hunger zufriedenstellend.

Nach dem Abpfiff stand noch ein Weg bis nach Potsdam auf dem Programm. Der sehr spät abpfeifende Schiedsrichter sorgte dann dafür, dass wir ein Läufer-Duo bildeten, das hinter Linienbussen hinterhersprintete und auf ähnliche Art und Weise gleich drei davon verpasste. Das ist in dem Moment ärgerlich, aber für die langfristige Erinnerung sind Pech und Ungeschick natürlich zuträglicher, als wenn immer alles klappen würde.

Samstag, 31. Mai 2025

31.05.2025
4. Liga (N)
Valerenga Fotball II - FK Fyllingsdalen 1:2
Valerenga Stadion (Oslo)
109 Zuschauer

An meinem letzten Tag in Oslo stand heute nur ein Spiel auf dem Programm. In der 2017 eröffneten Arena von Valerenga spielen gleich vier Mannschaften des Vereins: Die ersten beiden Herren- und die ersten beiden Damenmannschaften. Somit hat man in den Sommermonaten fast an jedem Wochenende die Möglichkeit, hier ein Spiel zu sehen. Neben dem Stadion von KFUM Kameratene ist es aktuell das einzige Erstligastadion Oslos. In der höchsten Spielklasse sind die Spielorte ganz gut aufs ganze Land verteilt.

Heute hatte die zweite Herrenmannschaft ein Heimspiel. Valerenga II spielt viertklassig, allerdings in einer anderen Staffel als die meisten anderen Viertligaklubs aus Oslo, die tausende Kilometer durchs Land geschickt werden. Vermutlich hat die Einteilung auch mit der fairen Verteilung der zweiten Mannschaften zu tun, denn die ist in den insgesamt sechs Staffeln recht ausgeglichen mit drei bis fünf. Der heutige Gegner aus Fyllingsdalen hatte knapp 500 Kilometer zurückzulegen, was noch ganz human ist.

Für mich waren es nur ein paar Kilometer Fußweg. Plötzlich tauchte die Arena vor mir auf. Meine Suche nach dem Tickethäuschen war erfolglos und so spazierte ich einfach durch den erstbesten Eingang, der auch gleich der richtige für die einzig geöffnete Tribüne war. Das war unkompliziert und zum Glück erwischten auch noch ein paar Sonnenstrahlen diese Tribüne. Dieser Spielbesuch gestaltete sich also sehr entspannt, blieb mit Ausnahme des großen Stadions aber auch sehr highlightarm.

Ein paar Dutzend Besucher hatten sich in den großen Kasten verirrt. Offiziell wurden immerhin 109 Zuschauer vermeldet. Der Imbissstand hatte geöffnet und es wurde erfreulicherweise auch Bargeld akzeptiert. Die Anwesenden machten es sich in ihren jeweiligen Ecken bequem und zogen sich das Spiel rein. Die Partie lebte von der Spannung. Früh fiel das 0:1 für die Gäste, aber Valerenga gab sich nicht auf. Als irgendwann das 0:2 fiel, schafften die Gastgeber schnell wieder den Anschluss.

Am Ende blieb es beim 1:2, was Valerenga II den Abstiegsplätzen bedrohlich nah bringt. Ich verabschiedete mich von Norwegen und bei fünf besuchten Spielen innerhalb von 51 Stunden kann man von einem vollen Erfolg der Tour sprechen, zumal die Stadien zum Teil sehr unterschiedlich, wenn auch sehr kunstrasenlastig waren. Gerne wieder!
 

Freitag, 30. Mai 2025

30.05.2025
2. Liga (N)
Skeid Fotball - IL Hødd 1:1
Nordre 
Åsen kunstgress 1 (Oslo)
646 Zuschauer (170 Gäste)

Mein dritter Doppler innerhalb von fünf Wochen stand an. Ohne es genau nachgeprüft zu haben, aber das sollte doch ein neuer Rekord für mich sein. Auch wenn ich mir zwischendurch immer mal wieder eine Pause gönne, liebe ich diese Phasen, in denen ich voll im Fußball-Modus bin. Nach dem Spiel in Sandvika ging es voller Vorfreude wieder zurück nach Oslo, um das nächste Zweitligaspiel zu besuchen. Diesmal ging es mit der U-Bahn in den Norden der Hauptstadt.

Nachdem am Vortag Mjöndalen bei Lyn gewonnen hatte, war die rote Laterne zu Skeid gewandert. In bisher acht Spielen hatte Aufsteiger Skeid noch keinen Sieg erringen können. Der Verein zählt aber immerhin zu den 17 Klubs, die schonmal die norwegische Meisterschaft gewinnen konnten. Genau wie bei Tabellennachbar Lyn lag dieser Triumph in den 60er Jahren. Immerhin acht Mal wurde man Pokalsieger - übrigens genauso wie auch Lyn. Damit liegt man auf dem geteilten vierten Platz in der Rekordsiegerliste.

Heute ging es gegen Mitaufsteiger Hødd einfach nur darum, mal wieder drei Punkte einzufahren. Die Stimmung war positiv und dafür waren vor allem 15 Leute in der Fankurve verantwortlich. Das war ein ganz skurriler Haufen, der ein bisschen wie eine Parodie wirkte, aber vollkommen ernst gemeint 90 Minuten seine Lieder in den Osloer Abendhimmel schmetterte. Die Gäste waren zwar in ordentlicher Anzahl vertreten, hielten sich aber vornehm zurück und beließen es bei Klatsch-Einlagen.

Gegenüber der Fantribüne gibt es noch eine kleine Tribüne für Presse und VIP-Gäste. Jeder hatte seinen Platz, aber man hatte nicht das Gefühl, dass es eine Fantrennung gebraucht hätte. So friedlich und gemütlich wie das hier in diesem hügeligen Wohngebiet war, wurde mit den putzigen kleinen Tribünen direkt ein Skandinavien-Gefühl erzeugt. Wenn mir jemand hier eine Augenbinde abgezogen hätte, dann hätte ich vermutlich auch schnell erraten, wo ich mich gerade befinde.

Das Fußballspiel flog ein bisschen ereignislos vorüber und endete mit einem 1:1, das die Gäste sogar zwei Plätze auf Rang 6 klettern ließ. Für Skeid war es der dritte Punkt per Unentschieden aus nunmehr neun Spielen, was einfach zu wenig ist. Heute wäre mehr drin gewesen, das sollte man dann auch einfach mal nutzen. Auch diesem Verein wünsche ich den Klassenerhalt. Nach dem Spiel erfreute ich mich wie schon an den Vorabenden daran, dass man abends zum Fußball gehen kann und es hinterher trotzdem noch nicht dunkel ist. Über Umwege ging es zurück in die Unterkunft.

30.05.2025
4. Liga (N)
Bærum SK - 
Skjervøy IK 10:2
Sandvika Stadion (Sandvika)
120 Zuschauer


Die vierte norwegische Liga ist sechsgleisig. Die Aufteilung dieser sechs Ligen nach geographischen Gesichtspunkten lässt einen erstmal verwundert zurück, wenn man sich die Gruppe anschaut, in der Bærum SK spielt. In den anderen fünf Gruppen scheint es geklappt zu haben, aber in dieser Staffel hat man die zehn nördlichsten Vereine mit den vier südlichen Hauptstadt-Klubs zusammengesteckt, da man ansonsten die gut funktionierenden anderen Gruppen hätte auseinander reißen müssen.

Die Erreichbarkeit der Hauptstadt ist nunmal auch ganz gut. Das führte nun aber dazu, dass Bærum SK zu seinem Heimspiel die Mannschaft aus Skjervøy empfing, die in einem der nördlichsten Stadien der Welt in 1.767 Kilometern Entfernung kickt. Das ist weiter entfernt als zu meiner Haustür im Südwesten Deutschlands. Die Reisestrapazen machten sich dann auch auf dem Rasen bemerkbar. Mit 10:2 wurden die Gäste völlig humorlos wieder auf die weite Reise nach Hause geschickt.

Für mich als neutralen Zuschauer war das natürlich ganz unterhaltsam. Generell machte der Nachmittag richtig Spaß, weil auch die Rahmenbedingungen perfekt waren. Bei strahlendem Sonnenschein konnte man entspannt auf die Halbinsel laufen, auf der das Stadion neben dem Hafen gelegen ist. Diesmal gab es eine echte Eintrittskarte und die Möglichkeit zur Barzahlung an der Stadionkasse und am Imbiss - genial! Das kulinarische Angebot war allerdings auch hier norwegentypisch nicht der Brüller.

Das Stadion besteht im Wesentlichen aus drei Tribünen, von denen zwei hinter einem der beiden Tore stehen. Eine dieser beiden Tribünen ist aus Holz und damit magischer Anziehungspunkt für deutsche Groundhopper, von denen es mehr ins Stadion geschafft hatten als Gästefans - der Weg ist eben auch kürzer. Auf der Heimseite mangelte es an einer aktiven Fanszene, aber die kann man in der vierten norwegischen Liga auch nicht erwarten. Heute hätte ich allerdings Lust auf eine La-Ola-Welle gehabt.

Bærum orientiert sich mit dem Sieg nach oben in der Tabelle, während den Gästen noch Abstiegskampf blüht. Es kann einem ein bisschen Angst und Bange werden, wenn man bedenkt, dass die anderen drei Auswärtsspiele im Großraum Oslo alle noch an den letzten Spieltagen des im Kalenderjahr ausgetragenen Wettbewerbs warten. Bis dahin erstmal gute Erholung! Für mich blieb keine Zeit zur Erholung, man ist ja schließlich nicht nur zum Vergnügen unterwegs. Abends wartete das nächste Spiel.

 

Donnerstag, 29. Mai 2025

29.05.2025
2. Liga (N)
Lyn Oslo - Mjöndalen IF 1:3
Bislett stadion (Oslo)
1.728 Zuschauer (130 Gäste)

Am Abend ging es zu Fuß ins Bislett stadion. Kein anderes Stadion in Oslo liegt so zentrumsnah wie diese traditionsreiche Spielstätte, die allerdings im Jahr 2005 neu gebaut wurde. Hier im Herzen der Hauptstadt fanden schon wichtige Länderspiele und sogar Eisschnelllauf-Wettbewerbe bei Olympischen Spielen statt. In der Gegenwart wird das Pokalfinale der Frauen jährlich hier ausgetragen - und die Zweitliga-Heimspiele von Lyn Oslo. Heute empfing man hier Mjöndalen IF zum Abstiegskracher.

Eine Tageskasse gab es nicht, aber online konnte man noch spontan zuschlagen. Im Stadionumlauf traf man direkt auf die Verpflegungsstände, wo man einen schwachen Hot Dog für wahrscheinlich viel zu viel Geld bekam. Aber keine Ahnung, was er genau gekostet hat, schon war die Kreditkarte vor das Kartengerät gehalten und der nächste war dran. Vor und nach mir wurden becherweise Getränke in grüner Farbe geordert. So langsam hatte ich das Gefühl, in die Zukunft gereist zu sein.

Die moderne Welt macht mir schon zu schaffen, umso glücklicher war ich dann, als ich den ersten Blick ins Stadioninnere werfen konnte: Eine schöne Schüssel mit Laufbahn! Das Stadion ist schon eine Wucht mit seinen weitläufigen Kurven, den vielen Flutlichtmasten und dem Blick in die angrenzenden Wohnblöcke. Leider konnte man sich nur auf der Haupttribüne bewegen, aber die war groß genug, um sich ganz entspannt an die Seite zu setzen und das Treiben zu beobachten.

Auf beiden Seiten waren kleine Fanszenen aktiv, immerhin könnte man bei 54 Kilometern Entfernung fast schon von einem Derby sprechen. Der Drittletzte der Tabelle empfing den Letzten, der sich vor fünf Tagen eine 0:6-Packung gegen Lilleström abgeholt hatte. Doch davon schien sich Mjöndalen gut erholt zu haben: Nach elf Minuten stand es 0:2 für die Gäste, zur Pause sogar 0:3. Am neunten Spieltag war der erste Saisonsieg ganz nah. Aber die Heimkurve feuerte ihr Team weiterhin an.

Das brachte im zweiten Durchgang aber nur noch den Ehrentreffer, sodass die Partie mit 1:3 endete. Mjöndalen schob sich damit direkt auf den Relegationsrang vor. Lyn hingegen muss so langsam wieder in die Spur finden - ihr einziger Saisonsieg war direkt am ersten Spieltag. Denn dieses schöne Stadion sollte auch in der Zukunft zumindest in der 2. Liga vertreten sein.
 

29.05.2025
NM Cupen U19 (N)
Asker Fotball U19 - Valerenga Fotball U19 2:1 n.V.
Føyka Kunstgress (Asker)
120 Zuschauer

Seit dem Regionalliga-Aufstieg 2006 gehört Himmelfahrt zu den Lieblingsfeiertagen eines jeden Kasselers. Auch in diesem Jahr fand der Feiertag wie gewohnt an einem Donnerstag statt. Es ist aber immer wieder spannend zu sehen, wie in anderen Ländern mit den jeweiligen Feiertagen umgegangen wird. In diesem Jahr war ich in Oslo und muss sagen: Die Norweger machen es genau richtig: Ein paar wichtige Läden hatten auf und ansonsten war Spiel und Spaß angesagt mit einem guten Fußballprogramm.

Das U19-Spiel von Asker war allerdings ein echter Insider-Tipp. Ich trödelte noch verschlafen durch meine Unterkunft und freute mich darüber, dass es ein attraktives Abendspiel geben würde, da erreichte mich die Nachricht, dass am Mittag im Juniorenpokal gegen den Ball getreten würde. Bis zum Anpfiff waren es noch exakt 79 Minuten und 24 Kilometer. Gar kein Problem, der Nahverkehr rund um die norwegische Hauptstadt lief tadellos. Pünktlich zum Einlauf der Mannschaften erreichte ich das Stadion.

Ich lief hier in meiner Winterjacke wie Falschgeld rum, ehe ich mich auf der Tribüne erstmal sortieren konnte. Das war hier ein richtiger Sommertag und um mich herum waren alle längst in Ferienstimmung. Sonnenbrille auf und Entspannen war angesagt. Die einzige Tribüne war nur in der Mitte ein wenig überdacht, aber genau dorthin zog es die meisten Zuschauer. Auf dem Kunstrasen duellierten sich die U19 von Asker und von Valerenga um den Einzug in die 3. Runde des NM Cupen.

Noch jünger als die Spieler waren die aktiven Fans auf der Heimseite. Trommeln, Megaphon, Zaunfahne, Doppelhalter, Schwenkfahne - in dieser Konsequenz schon irgendwie beeindruckend, was die neun Jungs da alles aufgefahren hatten. Die Unterstützung war zwar nicht durchgehend, aber in der entscheidenden Phase schafften sie es, auch das übrige Publikum zum Mitsingen zu animieren. Denn nach 90 Minuten stand es 1:1 und alle schauten nun wie gebannt auf die Verlängerung, die hier nur aus 2x 5 Minuten bestand.

Das reichte aber Asker vollkommen aus, die den vielumjubelten 2:1-Siegtreffer erzielten. Nach dem Schlusspfiff gab es dann einen Platzsturm und viele glückliche Gesichter auf dem Rasen und auf der Tribüne. Das war ein schöner Zeitvertreib am Nachmittag und nach längerer Zeit auch mal wieder ein neuer Länderpunkt für mich. Guter Start in Norwegen, so kann es gerne weitergehen.

 

Samstag, 24. Mai 2025

24.05.2025
Hessenpokal - Finale (D)
Hessen Kassel - SV Wehen-Wiesbaden 5:6 i.E.
Stadion am Bornheimer Hang (Frankfurt)
5.390 Zuschauer


Man, war ich nervös. Zum ersten Mal seit 2018 stand Hessen Kassel wieder im Endspiel um den Hessenpokal. Gewonnen haben wir den Pott zuletzt vor zehn Jahren. Und nun bot sich endlich mal wieder die Chance, in den DFB-Pokal einzuziehen. In diesem Spiel geht es für Amateurvereine um so viel, weil neben der sportlichen Bedeutung auch finanziell entschieden wird, in welche Richtung es in der nächsten Saison geht. Ich knabberte zwei Stunden erfolglos an meinem Frühstück herum und dann fuhr ich einfach los.

Gespielt wurde am Bornheimer Hang in Frankfurt. Diese Austragungsstätte bietet sich grundsätzlich an, wenn man es doch bloß ein bisschen besser organisieren würde. Es tut mir leid, mich schon wieder über die Verpflegungssituation aufregen zu müssen, aber das was hier heute passierte, toppte nochmal alles, was in den vergangenen Wochen schief lief: Zwei kleine Buden und an genau einer von beiden hätte man Wertmarken gebraucht. Wer keine hatte, stand 40 Minuten (!) umsonst an.

Nachdem ich meinen Hass auf das System kundgetan hatte, wurde mir mit Rausschmiss gedroht und da das heute keine Option war, verkrümelte ich mich in den Block. Ich musste wirklich langsam mal was essen, aber hier ging es jetzt rund. Gegenüber im Gästeblock standen die Wehener ganz in Rot, wir Kasseler in Weiß hatten die Heimkurve bekommen. Auf der linken Seite wurde der Pokal in die Höhe gereckt und von rechts wurde Herkules in den Block getragen, bis er seine Hand am Pokal hatte.

"Wie einst Herkules" - "Auf in den Olymp" stand nacheinander vor dem Block geschrieben. Und tatsächlich holte unser Team alles aus sich raus. Sie hatten sich im Lauf der Rückrunde von Spiel zu Spiel gesteigert und erreichten heute den Höhepunkt. Von einem Klassenunterschied war nichts zu erkennen, über die vollen 90 Minuten war der KSV sogar besser. Dennoch traf Wehen kurz vor der Pause ins Tor, doch im direkten Gegenzug fiel der Ausgleich. In der zweiten Halbzeit trafen wir direkt zwei Mal die Latte.

Die Spannung war kaum noch auszuhalten. Ich hatte es zwischenzeitlich nochmal an der anderen Imbissbude probiert, aber auch da war ich gescheitert. Irgendwie versuchte ich, dieses Spiel zu überstehen. Ich wechselte meinen Standort, aber es wurde nicht besser. Der KSV vergab Chance um Chance und ich war das reinste Nervenbündel. Die Stimmung war großartig, wahrscheinlich einer unserer besten Auswärts-Auftritte jemals, aber auch die Wehener ließen keinen Zweifel daran, dass dieses Spiel hier ein echtes Highlight für sie war. Dass wir aber doppelt so viele Fans dabei hatten bei viermal so weiter Entfernung, zeigte mal wieder das Potential vom Fußball-Standort Kassel.

Nach 90 Minuten stand es 1:1. In Hessen bedeutet das sofort Elfmeterschießen. Kurioserweise hatte ich den KSV bisher vier Mal in Elfmeterschießen erlebt - immer auswärts und immer siegreich. Heute brach die Serie. Niklas Stark verschoss als einziger seinen Elfmeter. Das war`s. Aus der Traum. Es war schwer zu ertragen, die Wehener auf dem Platz rumspringen zu sehen, aber wir wollten unsere Mannschaft noch gebührend verabschieden. Kurz danach begann es zu regnen. Vor dem Stadion hatte ein Bierstand geöffnet. Hier konnte man einfach was kaufen, ohne Wertmarken und ohne Drama. Unter dem Schutz der Markise verfolgte ich, wie die Kasseler zum Sonderzug und zum Parkplatz trotteten. Als einer der letzten verließ ich den Ort des Geschehens. Nächste Saison greifen wir wieder an, ganz sicher.

Sonntag, 27. April 2025

27.04.2025
3. Liga (D)
FC Ingolstadt - Arminia Bielefeld 0:3
Sportpark (Ingolstadt)
8.363 Zuschauer (1.800 Gäste)

Am Sonntagmorgen begann am Ingolstädter Bahnhof der Kampf um die wenigen Schließfächer. Nachdem ich eines ergattert hatte, erkundete ich die Innenstadt und bewegte mich langsam in Richtung Stadion. Die gut gelaunten Besucher aus Bielefeld belebten die ansonsten noch verschlafene Stadt. Die Gästefans schweben momentan auf einer Wolke. Es gelingt einfach alles und nur die Älteren werden sich daran erinnern, dass Arminia mal ein Spiel verloren hat.

Heute konnte noch keine Entscheidung fallen, aber sollte Bielefeld in Ingolstadt gewinnen, dann stünden sie schon mit mehr als nur einem Bein in der 2. Liga. Gleichzeitig wäre der Ingolstädter Traum ausgeträumt. Nach meinem Besuch in Regensburg am Vortag besuchte ich schon wieder einen Stadionneubau am Stadtrand. Aber im Vergleich schnitt das Regensburger Stadion in jeder Hinsicht besser ab: Anfahrt, Einlasskontrolle, Stadionmusik, Beinfreiheit - Ingolstadt konnte mich nicht überzeugen.

Das Thema Verpflegung war hier sogar eine Katastrophe. Ich hatte vor dem Spiel eine Spieltags-Email bekommen, in der der FCI davon schrieb, dass 8.000 Zuschauer erwartet werden. Etwa so viele waren es dann auch und obwohl man das vorher wusste, waren in der Halbzeit nahezu alle Speisen und etliche Getränke ausverkauft, was man dann nach 15 Minuten in der Warteschlange erfuhr. Also begab ich mich wieder auf meinen Platz und sah mir das sehr einseitige Spiel an.

Bielefeld ließ hier gar nichts anbrennen und fegte humorlos mit 0:3 über Ingolstadt hinweg. Auf der Gegengerade gab es Pfiffe, aber die Heimkurve war sich nicht so ganz einig, wie man mit der aktuellen Ergebniskrise umgehen soll. Die Gästekurve war natürlich gut aufgelegt. Aufgrund des klaren Spielverlaufs eskalierte es allerdings nicht, sondern die Stimmung blieb einfach konstant auf einem hohen Niveau. Das war schön, aber die großen Highlights werden für Pokalfinalist und Aufstiegsfavorit Arminia noch folgen.

Samstag, 26. April 2025

26.04.2025
5. Liga (D)
Fortuna Regensburg - Jahn Regensburg II 3:1
Sportplatz Isarstraße (Regensburg)
300 Zuschauer (100 Gäste)


In der Halbzeit des Spiels Jahn Regensburg gegen Eintracht Braunschweig verkündete der Stadionsprecher, dass jeder Besucher des Jahn-Spiels am späten Nachmittag bei Fortuna Regensburg freien Eintritt erhält, wenn man seine Eintrittskarte des ersten Spiels vorlegen kann. Bei Fortuna war heute nämlich die zweite Mannschaft des Jahn zum Regensburger Derby zu Gast. Das traf sich gut und wenn schon der Stadionsprecher zum Doppler aufruft, dann will man ihn ja auch nicht enttäuschen.

Der Anpfiff des Derbys war extra auf 16 Uhr verlegt worden, damit man den Doppler auch schaffen kann, aber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war es schon eine kleine Herausforderung. Mit dem Anpfiff erreichte ich den Sportplatz. Vor 16 Jahren war ich hier schon einmal gewesen und hatte den Platz damit schon abgehakt. Allerdings gab es damals die Tribüne noch nicht und Fotos hatte ich auch keine geschossen. Von daher fühlte es sich richtig an, den Ground nochmal zu bestätigen.

Mein erster Weg führte zum Grillstand und ich hatte Glück, das letzte Steak zu erwischen, ehe der Grillmeister danach bei diesem Produkt ausverkauft melden musste. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel noch keine fünf Minuten alt und ich frage mich immer wieder, wer bei sowas für die Planung zuständig ist und wie so die Gedankengänge sind. Man kann wirklich nicht von einem Mega-Ansturm sprechen, der da vonseiten der Jahn-Fans kam, aber bei der Fortuna war man 300 Leute wohl einfach nicht gewohnt.

Es war ein herrlicher Frühlingstag, den man hier schön in der Sonne weggammeln konnte. Das Spiel endete verdient 3:1 für die Gastgeber, was vor allem den älteren Herrn mit seiner grün-weißen Fahne in Ekstase versetzte. Fortuna wird die Saison im oberen Mittelfeld der Bayernliga Nord beenden, während Jahn II noch Abstiegssorgen hat. Nach dem Spiel schlenderte ich noch durch die Altstadt, ehe ich mir mit der Olympia-Platte vom Griechen gut ausgerüstet noch das Zweitliga-Topspiel und später Re-Live Kassel gegen Bahlingen reinzog. Was für ein Fußball-Tag!