11.06.2023
Relegationsspiel zur 6. Liga (D)
Kickers Obertshausen - FC Neu-Anspach 1:2
Sportzentrum Waldschwimmbad (Obertshausen)
400 Zuschauer (50 Gäste)

Der Juni ist der Monat der Relegationsspiele. Man muss sich als Zuschauer allerdings Mühe geben, beim Spielmodus immer auf Ballhöhe zu bleiben. Denn in jeder Liga gelten andere Regeln, die sich auch gerne mal von Jahr zu Jahr verändern. Die Aufstiegsrunde zur Verbandsliga Hessen Süd wurde in zwei Halbfinals jeweils mit Hin- und Rückspiel ausgespielt. Die Sieger treffen dann im Endspiel auf neutralem Platz aufeinander. Es wird also am Ende nur einen Glücklichen unter vier Anwärtern geben.

Heute standen die Rückspiele der Halbfinalspiele auf dem Programm. Im Duell zwischen Kickers Obertshausen und dem FC Neu-Anspach war die erste Partie eine klare Sache: 3:0 für Obertshausen. Dementsprechend schien die Spannung schon ein wenig raus zu sein. Das Spiel begann auch gleich wie ein netter Sommerkick, der vor sich hin plätscherte. In der 35. Minute erzielte Neu-Anspach das 0:1 und man merkte, wie das Nachdenken begann. In der 42. Minute erhöhten die Gäste auf 0:2.

Und plötzlich war hier eine Dynamik drin, die man nicht mehr für möglich gehalten hatte. Die Blauen und ihre Fans feuerten sich gegenseitig an und jeder glaubte jetzt daran, dass man das 0:3 aus dem Hinspiel noch umbiegen könnte. Doch dann kam der Halbzeitpfiff und Obertshausen konnte sich sammeln. Nach einer guten Stunde erzielten die Kickers das 1:2 und beendeten die Neu-Anspacher Träume. Danach wurde es wieder der Sommerkick, der es vor dem 0:1 schon gewesen war.

Obertshausen steht damit im Endspiel gegen Rot-Weiß Walldorf II. Völlig klar, wem ich da die Daumen drücke. Einer Reserve-Mannschaft jedenfalls nicht. Obertshausen überzeugte mich dagegen mit einem grundsoliden Sportplatz, wo auch mal eine Fahne geschwenkt wurde. Das Fußballerlebnis in Obertshausen ist zwar nicht legendär oder besonders, würde die Verbandsliga mit ihrem Übergewicht an Kunstrasenplätzen aber auf jeden Fall aufwerten.

07.06.2023
Relegationsspiel zur 5. Liga (D)
TuS Marienborn - Cosmos Koblenz 0:1
Stadion an der Kirschhecke (Mainz)
750 Zuschauer (150 Gäste)

In einer Dreierrunde der Verbandsliga-Zweitplatzierten spielten Rot-Weiß Hasborn aus dem Saarland, Cosmos Koblenz aus dem Verband Rheinland und die TuS Marienborn aus dem Bereich Südwest den letzten Aufsteiger in die kommende Oberliga RLP/Saar aus. Und die wird es in sich haben. Mit Eintracht Trier, Wormatia Worms, dem FK Pirmasens und je nach Ausgang des Aufstiegsspiels zur Regionalliga auch TuS Koblenz wartet dort sicherlich eine der attraktivsten Oberligen Deutschlands.

Das erste Spiel endete zwischen Hasborn und Marienborn 1:1, danach folgte ein 1:0-Sieg von Cosmos Koblenz gegen Hasborn und nun fehlte noch das Duell zwischen Marienborn und den Koblenzer Cosmonauten. Nach den bisherigen Ergebnissen reichte Koblenz ein Unentschieden zum Aufstieg. Oder wie man hier am Mainzer Stadtrand zu sagen und sogar rufen pflegt: "TuS TuS TuS gewinnen muss!" Für die kleine TuS wäre es sicherlich der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

Knapp acht Jahre nach meinem Erstbesuch hat sich inzwischen die Anreise nach Marienborn deutlich vereinfacht. Die Mainzer Straßenbahn wurde ausgebaut und fährt nun Marienborn im 10-Minuten-Takt an. Vor Ort hatte ich damals eine ziemliche Bratwurst-Pleite erlebt, aber diesmal gab es einen guten Grillschinken. Es war heute aus gegebenem Anlass einfach ein ganz anderes Sportplatzerlebnis. Ganz Marienborn war auf den Beinen und die Rahmenbedingungen passten wunderbar.

Leider konnte das Spiel da nicht mithalten. Es lebte ausschließlich von der Spannung. Die erste Halbzeit verlief völlig ereignislos und auch im zweiten Durchgang versuchte die TuS glücklos, sich überhaupt mal eine Torchance zu erarbeiten. In der 73. Minute konterte Cosmos und traf zum 0:1 und damit war praktisch schon alles vorbei, denn Marienborn fiel einfach gar nichts ein. Sie hätten noch Stunden spielen können. Mit Cosmos Koblenz begrüßt die Oberliga damit auch ein neues Gesicht, das erst 2007 gegründet wurde und seitdem nur den Weg nach oben kennt. Mal sehen, wo das noch hinführt.
 

04.06.2023
7. Liga (D)
1.FCA Darmstadt - SKV Büttelborn 3:1
Stadion am Gehmerweg (Darmstadt)
100 Zuschauer (25 Gäste)

Einen spannenden letzten Spieltag versprach die Tabellenkonstellation in der Gruppenliga Darmstadt. Rot-Weiß Walldorf II (69 Punkte), der 1.FCA Darmstadt (68) und die SG Langstadt/Babenhausen (66) konnten allesamt noch direkt aufsteigen, in die Relegation gehen oder leer ausgehen. Die drei Klubs spielten gegen Gegner, die auf den Plätzen 4, 5 und 7 rangierten. Für sie ging es um nichts, aber die Aufgaben waren dennoch knifflig. Ich entschied mich für das Duell zwischen dem FCA und Büttelborn.

Bei schönem Sommerwetter ging es in den Darmstädter Stadtteil Arheilgen. Mehrere Sportplätze liegen hier nebeneinander und man hat glücklicherweise vergessen, eine Mauer zu bauen, sodass man über den Parkplatz über ein Feld aus Mohn und Lavendel einfach hereinspazieren kann. Wer mit dem Auto gekommen ist, kann auch drin sitzen bleiben und von dort schauen. Irgendwo lag eine halbe Schubkarre im Weg. Alles wirkte ein bisschen vernachlässigt und wild, hatte aber seinen Charme.

Als das Spiel anfing, waren sämtliche Kommandos nur auf Portugiesisch zu hören. Der FCA hat es mit seinem Weg, fast ausschließlich auf brasilianische Spieler zu setzen, die es in höhere Ligen bisher nicht geschafft haben, sogar mit einem Beitrag in die Sportschau geschafft. Das führt dazu, dass sich in Arheilgen fast niemand mehr für den FCA interessiert, da der Bezug zu einheimischen Spielern fehlt. Nur mit Hilfe der Gäste wurde die Zuschauerzahl bei dem möglichen Aufstiegsspiel dreistellig.

Als rund um die 30. Minute endlich auch mal die erste Bratwurst fertig wurde, stand es schon 0:1. Die Nerven! Auch im Parallelspiel lag Walldorf überraschend gegen Groß-Gerau mit 0:2 zurück. Dort konnte das Spiel allerdings noch zum 3:2 gedreht werden. Auch hier fasste sich der FCA mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr ein Herz und drehte auf 2:1 und erhöhte sogar auf 3:1 - zumindest die Relegation sichern! In der 90. Minute war dann plötzlich Jubel bei den brasilianischen Spielerfrauen zu hören. Kurz danach auch bei den Betreuern. Aus jeder Ecke - aus dem Schatten der Bäume, vom Bratwurststand - brüllte es los und dann rief es auch einer mir zu: "GROSS-GERAU DREI DREI!" Wahnsinn, Ausgleich im Parallelspiel. Letzte Minute, der FCA könnte hier gleich aufsteigen! Dann war Schluss in Walldorf und ein Betreuer rief es dem Torwart zu: "When Finish - you Champion!" Der strahlte übers ganze Gesicht. Ich hatte Gänsehaut, für diese Momente geht man zum Fußball. Überall diese Vorfreude. Und dann war es soweit: Abpfiff, grenzenloser Jubel und natürlich ein Hupkonzert vom Parkplatz.