Sonntag, 17. März 2024

17.03.2024
5. Liga (D)
1. Hanauer FC - Adler Weidenhausen 0:2
Heinrich-Sonnrein-Sportanlage (Hanau)
150 Zuschauer (25 Gäste)

Wenn man lange genug zurückblickt, dann gehörte Hanau zu den absoluten Fußball-Hochburgen in Deutschland. Der 1. Hanauer FC ist der älteste hessische Fußballverein, der vor dem 1. Weltkrieg einige Erfolge feiern konnte, ebenso wie der TSV 1860 Hanau, wo später Rudi Völler das Fußballspielen erlernte. Doch die Zeiten ändern sich: Der Hanauer FC stürzte bis in die Kreisliga ab und spielt überregional schon seit Jahrzehnten keine Rolle mehr. Immerhin hat man sich wieder bis in die Oberliga hochgekämpft.
Und tatsächlich ist der HFC dort nicht der einzige Hanauer Verein, denn auch der Hanauer SC hat es sich in der Liga gemütlich gemacht. Der Sportclub als junger Verein aus dem Jahr 1960 ist in den letzten Jahren zum Platzhirsch in Hanau geworden, der seine Heimspiele im großen Herbert-Dröse-Stadion austragen darf, wo der HFC von 1951 bis 1999 spielte. Nun ist er 900 Meter entfernt beheimatet: Man muss nur ein kleines Stück durch den Wald gehen, um zur Heinrich-Sonnrein-Sportanlage zu gelangen.
Hier ist alles viel kleiner, übersichtlicher und nur der Name des Sportplatzes erinnert an den früheren Nationalspieler Sonnrein, der auf Vereinsebene ausschließlich für den HFC auflief. Damit es hier überhaupt einen Ausbau gibt, hat man auf der Hauptseite eine vierstufige Sitzplatz-Tribüne zusammengeschraubt, aber das Highlight findet man auf der gegenüberliegenden Seite, wo die Fanszene aus Hanau sich ihre eigene kleine Stehtribüne aus Bierkästen zusammengebaut hat.
Die Zuschauerzahlen beim HFC sind schwach, aber der harte Kern ist fantechnisch wohl das stabilste, was die Hessenliga derzeit zu bieten hat. Vor und hinter dem 24 Mann-Block hingen insgesamt sechs Zaunfahnen, außerdem hatten die Fans eine Trommel und sangen regelmäßig ihre Lieder. Der heutige Gegner aus dem nordhessischen Weidenhausen hatte 25 Fans mitgebracht, von denen sich acht zu den Hanauern auf deren Bierkasten-Tribüne stellen durften, sich mit Fangesängen aber bis auf eine Ausnahme zurückhielten. Sportlich hätten sie allen Grund zur Ekstase gehabt, denn ihre Mannschaft gewann das eminent wichtige Spiel im Kampf um den Klassenerhalt mit 2:0.

Samstag, 2. März 2024

02.03.2024
4. Liga (D)
SV Babelsberg 03 - BFC Dynamo 1:1
Karl-Liebknecht-Stadion (Potsdam)
4.165 Zuschauer (600 Gäste)

Mit dem SV Babelsberg und dem BFC Dynamo trafen heute zwei Mannschaften aufeinander, die ich noch nie hatte spielen gesehen. Mehr noch: Ich hatte überhaupt in Brandenburg noch nie ein Fußballspiel gesehen. Und da ich alle anderen 15 Bundesländer bereits mit einem Spiel besucht hatte, konnte ich heute die Bundesländer-Komplettierung feiern. Während Liga-Komplettierungen durch Neubauten, Auf- und Abstiege sehr fragil sind, dürfte diese Komplettierung hoffentlich von langer Dauer sein.
Bei schönem Frühlingswetter ging es zu Fuß ins gut gelegene Karl-Liebknecht-Stadion. Als neutraler Beobachter eignet sich hier ein Haupttribünen-Platz umso mehr, da auf allen anderen drei Seiten kleinere und größere aktive Fangruppen ihren Standort haben und man hier überall was zu gucken hat. Die Babelsberger aktiven Fans teilen sich auf die überdachte Hintertortribüne und die Gegengerade auf, wobei Letztere somit ganz nah bei den Gästefans hinter dem anderen Tor stehen.
Heute hätte man auch ohne vereinszugehörige Fanbekleidung bei den meisten Besuchern erkannt, in welchen Block sie gehören. Die Fans aus Babelsberg und vom BFC trennen politische und ideologische Überzeugungen. Links gegen Rechts, um es kurz zu machen. In Anbetracht dessen war ich erstaunt, wie wenig Hass in der Luft lag. Es gab zwar eine Spielunterbrechung nach Böllerwürfen und Schmähgesänge, aber viel mehr passierte nicht. Die Zuschauer blieben diszipliniert in ihren Blöcken.
Für den BFC geht es noch um den Aufstieg in die 3. Liga. Deshalb galt es für sie, beim nicht viel schlechter platzierten, aber punktemäßig abgeschlagenen SVB möglichst einen Dreier einzufahren. Das Spiel war aber ausgeglichen. Es ging hin und her ohne viele Torchancen. Die Tore fielen erst nach der Spielunterbrechung: Erst das 1:0 für Babelsberg durch einen direkt verwandelten Eckstoß und dann in der Nachspielzeit noch der Ausgleich, was den Gästeblock zum Explodieren brachte. Ein eskalierender Torjubel als intensiver Schlusspunkt eines ansonsten entspannten Nachmittags.

Freitag, 1. März 2024

01.03.2024
2. Liga (D)
Hertha BSC - Holstein Kiel 2:2
Olympiastadion (Berlin)
46.835 Zuschauer (8.000 Gäste)

Nachdem ich bei meinen letzten Besuchen im Berliner Olympiastadion RB Leipzig und die TSG Hoffenheim ertragen musste, ergab sich heute die Gelegenheit, mit Hertha gegen Holstein Kiel eine vernünftige Begegnung besuchen zu dürfen, von denen es in der 2. Liga aber sowieso mehr gibt als im Oberhaus. Dass an diesem Spieltag keine Mannschaft von den ersten acht Tabellenplätzen ihr Spiel gewinnen konnte, liegt vielleicht auch einfach daran, dass niemand hoch will. Verstehen kann ich es.
Wenn es darum geht, schon vor dem Anpfiff so richtig Lust auf Fußball zu bekommen, dann ist das Olympiastadion einer der besten Standorte in Deutschland. Wenn an einem Freitagabend hinter dem Marathontor die Sonne untergeht, man sich an den zahlreichen Verpflegungsstellen im Stadionumfeld eingedeckt hat und dann Zehntausende die wunderbare Hertha-Hymne singen, dann schwebt man schon auf einer kleinen Wolke. Die Kieler Fans trugen mit Pyrotechnik ihren Teil zur Flutlicht-Atmosphäre bei.
Mein Sitzplatz war nah an der Ostkurve, sodass ich die Hertha-Fans permanent hörte und die Holstein-Anhänger nur sporadisch. Bei dem sehr gut gefüllten Gästeblock wäre da sicher noch mehr gegangen. Ich freute mich aber über diverse Hessen Kassel-Fanutensilien die man dort erspähen konnte. Etwas enttäuschend war Kiel vor allem auf dem grünen Rasen. Da kam zunächst fast gar nichts. Die Hertha machte ihr Ding und hatte Tabakovic, was zu einer 2:0-Pausenführung reichte, die sogar bis zur 80. Minute hielt.
Dass Kiel dann aber tatsächlich nochmal zurückkam und mithilfe des Videoschiedsrichters sogar noch ausgleichen konnte, ist auf der einen Seite unglaublich, zeigt auf der anderen Seite aber vielleicht einfach, warum Spitzenmannschaften oben stehen. Im entscheidenden Moment muss man effektiv sein und auswärts in Berlin einen Punkt mitzunehmen klingt dann am Ende völlig okay. Nach dem Spiel kam es noch zu Störungen im S-Bahn-Verkehr, wodurch ich am Westkreuz noch Zeit hatte, freundschaftliche Kontakte zu knüpfen. In meiner Unterkunft angekommen, war ich dann aber froh, dass ich die Beine hochlegen durfte nach einem aktiven Tag und gelungenem Start ins Wochenende.