Sonntag, 27. Mai 2018

27.05.2018
8. Liga (D)
Dersim Rüsselsheim - Türk Gücü Rüsselsheim 0:1
Stadion am Sommerdamm (Rüsselsheim)
2.300 Zuschauer (800 Gäste)
Die Presse titelte unter der Woche: "Kein Scherz. Türk Gücü feuert Nazif Kafa". Und tatsächlich wechselte der Tabellenführer der Kreisoberliga einen Spieltag vor dem Saisonende noch einmal seinen Trainer. Aus sportlichen Gründen. Zuletzt hatte man verloren und es sollte wirklich alles dafür getan werden, den Aufstieg zu realisieren. Der Aufstiegskampf gestaltete sich unübersichtlich: Dersim klagt noch nebenbei gegen eine Spielwertung, während der ärgste Verfolger Ginsheim II am letzten Spieltag wohl kampflos drei Punkte zugesprochen bekam.
Aber eines stand fest: Wenn Türk Gücü am letzten Spieltag bei Dersim gewinnt, steigen sie sicher auf. Sollte Dersim gewinnen, geht es für sie wohl in die Aufstiegsrunde. Ginsheim wäre dann aufgestiegen und Türk Gücü ginge leer aus. Mit anderen Worten: Was für ein packendes Finale! Die alles entscheidende Partie wurde kurzerhand ins große Stadion am Sommerdamm verlegt, wo normalerweise gar kein Spielbetrieb stattfindet. Diese Verlegung lohnte sich: Etwa 2.300 Menschen strömten ins Stadion. Die linke Tribünenseite gehörte Dersim, die rechte Türk Gücü.
Auf beiden Seiten wurde Stimmung gemacht, mit Trommeln, Fahnen, Tröten. Aus den Lautsprechern ertönte immer wieder türkische Musik. Es war ein einziges großes Fest. In der Halbzeit nahmen sich etwa 30 Dersim-Anhänger an die Hand und tanzten im Kreis vor den anwesenden Polizisten, die nicht anders konnten, als die Kamera draufzuhalten. Nebenbei gab es unzählige Fanartikel, Getränke und Speisen zu erwerben. Deutsche Vereine sind bei so einem Ansturm regelmäßig überfordert, aber hier standen einfach mal 20 verschiedene Kuchen zur Auswahl.
Das Spiel ließ sich von der positiv ausgelassenen Stimmung anstecken. Es war überhaupt keine Härte im Spiel, obwohl es um so viel ging. Es gab kaum Zwischenrufe, kaum Fouls und nach dem Führungstreffer von Türk Gücü auch wenig Gegenwehr von Dersim. Man spielte seinen Stiefel herunter, als ob das ganze eine Freundschaftsveranstaltung der türkischen Gemeinde sei. Aus irgendeinem Grund ließ der Schiedsrichter zehn Minuten nachspielen, aber auch da gab es weniger Proteste als etwa am Vortag in Griesheim bei drei Minuten Nachspielzeit. Irgendwann war Schluss und neben zahlreichen Fans hätte fast auch eine Entenfamilie das Spielfeld gestürmt, doch nach einigen Böllern traten sie den Rückzug an.