Samstag, 11. Mai 2024

11.05.2024
1. Liga (P)
FC Vizela - Estrela Amadora 4:0
Estádio do FC Vizela (Vizela)
1.612 Zuschauer (120 Gäste)

Elf der 18 portugiesischen Erstligisten sind im Norden des Landes zu finden. In der 2. Liga sieht das Verhältnis ähnlich aus. Einer der vielen Nord-Klubs, die ich bisher nicht so richtig zuordnen konnte, ist der FC Vizela. Abseits des Fußballkontextes sagte mir der Ortsname nichts. Während meines Portugal-Wochenendes hielt der Spielplan nun aber ein Heimspiel von Vizela bereit und ich stellte erfreut fest, dass der Ort an der Bahnstrecke von Porto nach Guimaraes sehr gut gelegen ist.
Außerdem befindet sich das Stadion keine fünf Kilometer von der Spielstätte von Moreirense entfernt, wo ich vor über zehn Jahren mal einen kalten Freitagabend im Februar verbrachte. Schon interessant, die Region jetzt mal bei Tageslicht zu sehen. Das Stadion des FC Vizela liegt oben auf einem Berg, sodass man nach dem Aufstieg einen guten Blick über die Umgebung hat. Sportlich ist allerdings eher Abstieg das richtige Stichwort, denn die Gastgeber brauchten ein kleines Wunder, um die Liga zu halten.
Sechs Punkte Rückstand bei noch zwei ausstehenden Spielen bedeuteten, selbst beide Spiele gewinnen zu müssen und nebenbei noch zwei Mal auf Schützenhilfe zu hoffen, um wenigstens Relegation spielen zu dürfen. Das dachte ich zumindest zu diesem Zeitpunkt noch. Später erfuhr ich, dass in Portugal der direkte Vergleich mehr zählt als das Torverhältnis. Somit waren meine Rechenspiele über den Haufen geworfen und Vizela bereits abgestiegen, da sie gegen Portimao eine negative Bilanz haben.
Am Stadion angekommen musste ich bei der Eingangskontrolle meine Kamera abgeben. Was in über 400 Stadien kein Problem war, sollte in Vizela nun verboten sein. Die Diskussionen halfen nicht, sodass ich den Fotoapparat am Tickethäuschen deponierte. Glücklicherweise hatte ich hier und beim noch folgenden Abendspiel jeweils eine freundliche Begleitung mit fotofähigem Mobiltelefon, sodass mir die beiden ihre Stadionfotos zur Verfügung stellen, wofür ich mich herzlich bedanke!
Durch die Verzögerung am Eingang kamen wir auf den letzten Drücker, sahen aber noch den Einlauf der Mannschaften. Das Stadion hat eine imposante Haupttribüne, eine kleine Gegentribüne, aber hinter den Toren keinen Platz für Zuschauer. Nach dem Anpfiff formierte sich auf der Haupttribüne eine etwa zwanzigköpfige Pöbel-Fraktion, die dem Spielgeschehen den Rücken zukehrte und lautstark mutmaßlich gegen die Vereinsführung protestierte, die weiter oben saß. Die einzigen, die ihr Team anfeuerten, waren die Gästefans aus Amadora. Allerdings auch nur in der Anfangsphase. Denn auf dem Rasen fing Vizela unerwartet an zu zaubern und traf früh zum 1:0. Die Spieler hatten die Regularien offensichtlich auch nicht verstanden und glaubten noch dran. Mit zunehmender Spielzeit gelang es ihnen, das Ergebnis bis auf 4:0 hochzuschrauben und das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Lediglich die zwanzigköpfige Gruppe verweigerte bis zum Ende den Applaus. Am Ende ging Vizela mit wehenden Fahnen unter und bescherte den meisten Stadionbesuchern einen netten Abschluss des Erstliga-Abenteuers, dessen Ende vorher schon feststand, zumindest für die Einheimischen.

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