24.05.2025
Hessenpokal - Finale (D)
Hessen Kassel - SV Wehen-Wiesbaden 5:6 i.E.
Stadion am Bornheimer Hang (Frankfurt)
5.390 Zuschauer
Man, war ich nervös. Zum ersten Mal seit 2018 stand Hessen Kassel wieder im Endspiel um den Hessenpokal. Gewonnen haben wir den Pott zuletzt vor zehn Jahren. Und nun bot sich endlich mal wieder die Chance, in den DFB-Pokal einzuziehen. In diesem Spiel geht es für Amateurvereine um so viel, weil neben der sportlichen Bedeutung auch finanziell entschieden wird, in welche Richtung es in der nächsten Saison geht. Ich knabberte zwei Stunden erfolglos an meinem Frühstück herum und dann fuhr ich einfach los.
Gespielt wurde am Bornheimer Hang in Frankfurt. Diese Austragungsstätte bietet sich grundsätzlich an, wenn man es doch bloß ein bisschen besser organisieren würde. Es tut mir leid, mich schon wieder über die Verpflegungssituation aufregen zu müssen, aber das was hier heute passierte, toppte nochmal alles, was in den vergangenen Wochen schief lief: Zwei kleine Buden und an genau einer von beiden hätte man Wertmarken gebraucht. Wer keine hatte, stand 40 Minuten (!) umsonst an.
Nachdem ich meinen Hass auf das System kundgetan hatte, wurde mir mit Rausschmiss gedroht und da das heute keine Option war, verkrümelte ich mich in den Block. Ich musste wirklich langsam mal was essen, aber hier ging es jetzt rund. Gegenüber im Gästeblock standen die Wehener ganz in Rot, wir Kasseler in Weiß hatten die Heimkurve bekommen. Auf der linken Seite wurde der Pokal in die Höhe gereckt und von rechts wurde Herkules in den Block getragen, bis er seine Hand am Pokal hatte.
"Wie einst Herkules" - "Auf in den Olymp" stand nacheinander vor dem Block geschrieben. Und tatsächlich holte unser Team alles aus sich raus. Sie hatten sich im Lauf der Rückrunde von Spiel zu Spiel gesteigert und erreichten heute den Höhepunkt. Von einem Klassenunterschied war nichts zu erkennen, über die vollen 90 Minuten war der KSV sogar besser. Dennoch traf Wehen kurz vor der Pause ins Tor, doch im direkten Gegenzug fiel der Ausgleich. In der zweiten Halbzeit trafen wir direkt zwei Mal die Latte.
Die Spannung war kaum noch auszuhalten. Ich hatte es zwischenzeitlich nochmal an der anderen Imbissbude probiert, aber auch da war ich gescheitert. Irgendwie versuchte ich, dieses Spiel zu überstehen. Ich wechselte meinen Standort, aber es wurde nicht besser. Der KSV vergab Chance um Chance und ich war das reinste Nervenbündel. Die Stimmung war großartig, wahrscheinlich einer unserer besten Auswärts-Auftritte jemals, aber auch die Wehener ließen keinen Zweifel daran, dass dieses Spiel hier ein echtes Highlight für sie war. Dass wir aber doppelt so viele Fans dabei hatten bei viermal so weiter Entfernung, zeigte mal wieder das Potential vom Fußball-Standort Kassel.
Nach 90 Minuten stand es 1:1. In Hessen bedeutet das sofort Elfmeterschießen. Kurioserweise hatte ich den KSV bisher vier Mal in Elfmeterschießen erlebt - immer auswärts und immer siegreich. Heute brach die Serie. Niklas Stark verschoss als einziger seinen Elfmeter. Das war`s. Aus der Traum. Es war schwer zu ertragen, die Wehener auf dem Platz rumspringen zu sehen, aber wir wollten unsere Mannschaft noch gebührend verabschieden. Kurz danach begann es zu regnen. Vor dem Stadion hatte ein Bierstand geöffnet. Hier konnte man einfach was kaufen, ohne Wertmarken und ohne Drama. Unter dem Schutz der Markise verfolgte ich, wie die Kasseler zum Sonderzug und zum Parkplatz trotteten. Als einer der letzten verließ ich den Ort des Geschehens. Nächste Saison greifen wir wieder an, ganz sicher.