Samstag, 3. August 2024

03.08.2024
[Frauen] Olympische Spiele - Viertelfinale
USA - Japan 1:0 n.V.
Parc des Princes (Paris)
43.004 Zuschauer

Noch nie hatte ich so viele Monate vor Anpfiff schon meine Eintrittskarte. Dass ich zu den Olympischen Spielen reisen würde, stand schon ziemlich lange fest. Die genaue Paarung für das Viertelfinale erfuhr ich dann logischerweise erst ein paar Tage vorher, als die Gruppenphase zu Ende gespielt war. Ich hatte mir Deutschland gegen Brasilien gewünscht, was aufgrund der Gruppenkonstellation möglich gewesen wäre, doch stattdessen wurde es USA gegen Japan. Naja - aber kein Grund nach Hause zu fahren.
Japan hatte ich schon einmal bei einer Frauen-WM gesehen und die USA spielt einen üblen, aber erfolgreichen Minimalisten-Fußball. Das war der Grund, warum diese Paarung keine Begeisterungsstürme bei mir auslöste, aber am Spieltag war ich natürlich hochmotiviert, das Prinzenparkstadion zu besuchen. Der Fußweg von meiner Unterkunft zum Stadion war mit einer Stunde angegeben und passenderweise kreuzte dieser Weg das olympische Herren-Radrennen, das ich quasi im Vorbeigehen mitnahm.
Die Organisation rund um das Stadion war angemessen professionell und schon stand ich mit meinem 8 Euro-Hot Dog auf der Gegengeraden. Die erste Halbzeit war nicht der Rede wert. Es passierte auf dem Rasen unfassbar wenig, niemand wollte einen Fehler machen. Das inoffizielle Olympia-Maskottchen Snoop Dogg tauchte nach etwa 10 Minuten unter Applaus auf der Haupttribüne auf und verschwand zur Pause wieder. Den Ground darf er somit leider nicht zählen.
Ansonsten hatten die USA auf den Rängen die Oberhand. Wenn ich mal grob schätzen darf, dann würde ich sagen, dass es von den 43.000 Zuschauern 10.000 mit den US-Amerikanerinnen hielten, 5.000 mit den Japanerinnen, aber diese Zahl vergrößerte sich im Laufe des Spiels. Enttäuscht vom destruktiven Fußball der USA flogen die Sympathien der neutralen Zuschauer immer mehr den Japanerinnen zu. Die Franzosen feuerten "Japon" an und aufgrund der Trikotfarbe bot sich auch ihr Lieblingsruf "Allez les bleus" an.
Auch wenn es im zweiten Durchgang Torchancen gab, ging es mit 0:0 in die Verlängerung. Dort machten die USA, was man als Spitzenmannschaft nun mal so macht: Im entscheidenden Moment einfach eiskalt sein und danach nichts mehr zulassen. Mit 1:0 erreichten sie das Halbfinale. Die Japanerinnen verabschiedeten sich in ihrer eigenen Art von allen vier Tribünen mit einer Verbeugung, als die Siegerinnen schon längst in der Kabine waren. Für mich ging es wieder zu Fuß zurück in mein Viertel. Die Radfahrer, die ich vor vielen Stunden gesehen hatte, waren gerade ins Ziel gekommen.